Blatt

GS 8343

Kassel, Staatliche Museen, Graphische Sammlung - Zope-Id: 11992

Vorschau
Vorschaubild
Originalscan
Ort Kassel
Institution Graphische Sammlung
Teilbestand
Signaturen GS 8343
Gegenstand Spangenberg, Festungsplan
Künstler Müller, Adam (Architekt)
recto recto Zeichnung Zeichnung
Beschriftung Beschriftung  /  Beschriftung  /  Beschriftung  /  Beschriftung  /  Beschriftung
Skala Maßstab
verso verso
Stempel
Wasserzeichen gekrönte Löwen in Kartusche
Papierqualitaet Papier
Papierfarbe
Größe 533 x 383 mm
Zustand
Montierung
Datierung 1626
Bauwerk
Bauwerk-Links
Schriftquellen
Zeichnungen
Stiche
Fotos
CAD
Literatur
Kommentar Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges erwiesen sich die Befestigungen der mittelalterlichen Burg von Spangenberg, deren Ausbau zur neuzeitlichen Festung unter Landgraf Philipp im 16. Jahrhundert unvollendet geblieben war, als unzureichend. (Zur Burg und Festung Spangenberg liegt bisher keine Darstellung der Baugeschichte vor. Einzelne Hinweise bei Wittmann 1962; eine knappe Übersicht bei Fenner 1987.) Die daraufhin von Landgraf Moritz Anfang der 20er Jahre begonnene Verstärkung der Wehranlagen mußte wegen der Kriegsereignisse unterbrochen werden. Moritz ließ deshalb 1625 den beweglichen Hausrat sowie Teile der militärischen Ausrüstung von Spangenberg nach Kassel in Sicherheit bringen (Amtsrechnung von 1626, StAM, Rechnungen II, Spangenberg (4)). Die unvollendeten Teile der Festung sicherte man vorläufig durch eine Palisade. Der vorliegende Plan ist in diesem Zusammenhang entstanden.\nNach längerer Unterbrechung konnte offenbar erst ab 1633/34 wieder in größerem Umfang an den begonnenen Festungswerken gearbeitet werden. 1635/36 war dann ein Zustand erreicht, der eine ausreichende militärische Sicherheit gewährleistete. Während 1637 die Stadt Spangenberg von kaiserlichen Truppen eingenommen und zur Hälfte zerstört wurde, konnte die Festung zu diesem Zeitpunkt und während des ganzen weiteren Kriegsgeschehens behauptet werden. Spangenberg gehörte bis in das frühe 19. Jahrhundert zu den kleineren militärischen Anlagen des Landes, die fortlaufend instandgehalten, allerdings nicht mehr weiter ausgebaut wurden. Die in der ersten Phase des Dreißigjährigen Krieges errichteten Bauten sind heute noch weitgehend erhalten. Sie weisen keinerlei Wappen, Jahreszahlen oder Bauornamentik auf und zeugen damit von der Bedrohungssituation, in der sie entstanden.\nDie Zeichnung von 1626 zeigt die Gesamtanlage der kleinen Bergfestung einschließlich der begonnenen und geplanten Bauteile an der Westseite (Buchstaben A bis K). Während die älteren Bauteile nur summarisch und ohne die Wohngebäude der Kernanlage wiedergegeben sind, werden die neuen Bereiche detailliert dargestellt. Die vorgesehene Palisade ist durch eine rote Linie gekennzeichnet. In den beiden linken Beischriften, die von dem Baumeister Adam Müller, der auch als Zeichner des Blattes anzunehmen ist, unterschrieben sind, wird kurz über die vorbereitenden Messungen berichtet und ein Kostenvoranschlag erstellt. Die Legende rechts erklärt die mit Buchstaben bezeichneten Punkte der neuen Bauteile. Geplant war eine aus drei steinernen Bollwerken bestehende Bastionäranlage in Anlehnung an die neuitalienische Befestigungsmanier des 16. Jahrhunderts, nach der schon seit 1567 die Neubefestigung der Residenzstadt Kassel unter Landgraf Wilhelm IV. erfolgt war. Diese um 1620 bereits etwas veralteten Wehrbauformen sind für Landgraf Moritz offensichtlich noch vorbildhaft gewesen, wie dessen Architekturzeichnungen und -phantasien belegen, in denen mehrfach als Steinbauten gedachte Bastionen und lange Kurtinen mit Brustwehren auftauchen. Bei der Planung für Spangenberg mußte allerdings das hier steil abfallende Gelände berücksichtigt werden, das weder spitzwinklig vorspringende Bastionen noch Ravelins noch einen Graben zuließ. Die Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten dürfte auch der Grund dafür gewesen sein, das Haupttor in das nördliche Bollwerk zu verlegen. Durch eine Zugbrücke und eine enge gewölbte Einfahrt war der Zugang gesichert. Auf den besonderen fortifikatorischen Wert des hier angelegten zweiten Gewölbes, einer Kasematte, wird ausdrücklich in der Legende hingewiesen: "hierauß die Brücke undt die Cortina D bestrichen wird". Während das nördliche Bollwerk mit dem Tor, die anschließende Kurtine sowie die Mittelbastion bis auf die Brustwehr zum Zeitpunkt der Planzeichnung fertiggestellt waren, ist seitlich vermerkt: "Vom F an biß aufs K ist das Ravelin sambt der Courtinen von holtz werck ver fertigett" (ein Bericht von 1636 enthält eine Datierung der mittleren Bastion: "das Inn Anno 1622 verfertigte Bolwerck", StAM 40 d. P. 343). Dieser Bauabschnitt wurde dann erst 1634 bis 1636 in Mauerwerk erstellt.\nDas Blatt, das bisher nicht beachtet wurde, ist mit seinen genauen Informationen zum Ausbauzustand Spangenbergs um 1625 eine äußerst wichtige Quelle zur bislang nicht vollständig geklärten Baugeschichte dieser Anlage.
Autor GF