Blatt

L GS 13826

Kassel, Staatliche Museen, Graphische Sammlung - Zope-Id: 12787

Vorschau
Vorschaubild
Originalscan
Ort Kassel
Institution Graphische Sammlung
Teilbestand
Signaturen L GS 13826
Gegenstand Kassel (?), Entwurf zu einer Kaserne beim Druselturm (?), Lageplan und Grundriß
Künstler unbekannt, ()
recto recto Zeichnung Zeichnung
Beschriftung Beschriftung  /  Beschriftung  /  Beschriftung
Skala Maßstab
verso verso
Stempel
Wasserzeichen Krone über Wappen mit Lilie (beschnitten), seitlich "IV"
Papierqualitaet Papier
Papierfarbe
Größe 738 x 258 mm
Zustand
Montierung
Datierung 1750-1799
Bauwerk
Bauwerk-Links
Schriftquellen
Zeichnungen
Stiche
Fotos
CAD
Literatur
Kommentar Der unvollendete Entwurf für einen Kasernenbau, dessen Teile beidseitig eines mittelalterlichen Stadtturms errichtet werden sollten, präsentiert zwei Grundrißvarianten von geringfügig abweichender Größe (je 216 und 217 x 40 bzw. 36 Fuß). In ungewöhnlicher Weise sind die beiden Vorschläge spiegelbildlich einander gegenüberliegend angeordnet, so daß die der Stadt zugewandte Seite einmal zum unteren und einmal zum oberen Blattrand ausgerichtet ist. In der Mitte zwischen den beiden Grundrissen verläuft die den "Platz vor der Caserne" begrenzende Mauer. Der Zeichner bezieht sie auf beide Vorschläge, wobei ihm allerdings ein darstellerischer Fehler in der Form unterläuft, daß das abknickende Drittel der Mauer sich einmal dem linken Bautrakt nähert, im anderen Fall aber dem rechten.\nIm rechten Blattdrittel sind jeweils die Erdgeschosse detailliert bis hin zur genauen Stellung der Betten sowie mit Maßangaben gezeichnet und laviert. Es fällt allerdings auf, daß jeweils nur ein Teil der Fenster angegeben ist. Weiterhin finden sich hier Angaben zur Anzahl der unterzubringenden Soldaten, wobei die genannte unterschiedliche Ausrichtung der beiden Varianten auf dem Blatt ignoriert wird, so daß diese Beschriftungen nur aus einer Richtung gelesen werden können. Wie aus der Graphitvorzeichnung und den Nadellöchern zu schließen ist, sollten ursprünglich auch die auf der jeweils anderen Seite des Turmes befindlichen Grundrisse im einzelnen präsentiert werden. Bei der etwas kleineren Variante zu 36 Fuß Breite (oben) ist noch eine weitere Vorzeichnung zu einem etwas kleineren Bau zu erkennen.\nObwohl der Entwurf offensichtlich von einem konkreten Standort ausgeht, der durch den Turmgrundriß, den Verlauf der vorgelagerten Mauer sowie die Angaben "Statt Seite" und "Platz vor der Caserne" bezeichnet ist, kann das Projekt bislang nicht eindeutig lokalisiert werden. Der nachträglich auf der Rückseite des Blattes notierte Vermerk "Project Einer Caserne beim Trußelthurm" wie auch die Tatsache, daß eine der vorgeschlagenen Grundrißlösungen exakt diejenige der 1711 umgebauten Hohentorkaserne (vgl. GS 14521) wiederholt, weisen auf Kassel, wo aufgrund der großen Truppenstärke seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts ein hoher Bedarf an Soldatenunterkünften bestand (Brohl 2000, S. 178f. u. 185). Gegen diese Zuordnung spricht jedoch der dargestellte Schalenturm, der mit der kreisrunden Form des Druselturms nicht in Einklang zu bringen ist. Jedoch ist möglicherweise dieser Stadtturm nur wegen seiner größeren Bedeutung genannt worden, während der in das Projekt einbezogene Bau als der im Mauerverlauf nach Norden folgende Hexenturm zu identifizieren ist. Dieser ist auf dem Stadtplan GS 14516 aus der Zeit um 1755 oder dem von Simon Louis Du Ry von 1768 (Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel, Bestand Karten und Pläne, HP 20a) von zwei unterschiedlich großen Gebäuden flankiert. Es wäre denkbar, daß erwogen wurde, diese auf dem Plan GS 14516 als "Alte Baraquen" bezeichneten Bauten durch Kasernen nach dem Vorbild der ebenfalls am Stadtrand plazierten älteren Hohentorkaserne zu ersetzen. Diese Planung wäre dann in die Zeit vor der endgültigen Festlegung des Verlaufs der Unteren Königsstraße zu datieren, die den Bau des nördlichen Traktes in der auf dem Entwurf dargestellten Größe unmöglich gemacht hat. Nicht auszuschließen ist ebenfalls, daß das Projekt kurzzeitig als Endpunkt und auch point de vue der Königsstraße gedacht war, wie Du Rys Plan von 1768 nahelegt. Demnach kann man eine Beteiligung dieses Architekten annehmen, aber, wie Zeichen- und Schriftduktus eindeutig beweisen, in ihm keinesfalls den Zeichner sehen, wie es der Verfasser des nachträglichen Vermerks auf der Rückseite des Blattes annahm.
Autor GF