Blatt

GS 12530

Kassel, Staatliche Museen, Graphische Sammlung - Zope-Id: 7644

Vorschau
Vorschaubild
Originalscan
Ort Kassel
Institution Graphische Sammlung
Teilbestand
Signaturen GS 12530
Gegenstand Pompeji, Grundriß der Ausgrabungen (Kopie)
Künstler Ruhl, Julius Eugen (Zeichner)
recto recto Zeichnung Zeichnung
Beschriftung Beschriftung  /  Beschriftung
Skala Maßstab  /  Maßstab  /  Maßstab
verso verso
Stempel
Wasserzeichen -
Papierqualitaet Transparentpapier
Papierfarbe
Größe 500 x 292 mm
Zustand
Montierung
Datierung 1817 (nach)
Bauwerk
Bauwerk-Links
Schriftquellen
Zeichnungen
Stiche
Fotos
CAD
Literatur
Kommentar Der antiken Stadt Pompeji kommt durch die Art der Zerstörung als Folge eines Vulkanausbruchs am 24. August 79 n. Chr. eine besondere geschichtliche Bedeutung zu. Das Leben einer größeren römischen Handelsstadt wurde auf diese Weise praktisch eingefroren und wichtige Dokumente aus unterschiedlichen Lebensbereichen blieben weitgehend erhalten. \nNoch in der Antike fanden Raubgrabungen statt. Ab 1748 setzten systematische Grabungen ein, die zunächst die Bergung von Schaustücken und Wandmalereien betrafen. Der Besuch der offenliegenden Ruinen war seit 1763 möglich. Unter der Herrschaft der Franzosen im Königreich Neapel (1806-1815) konnten große Fortschritte bei der Freilegung der Stadt erzielt werden. So wurde die Stadtmauer erkundet sowie die von Norden kommende Hauptstraße und Teile des Forums ergraben. \nDie Entdeckung der vom Vesuv verschütteten antiken Städte Herculaneum, Pompeji und Stabiae beeinflußte die Künstler der zweiten Hälfte des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts und war mitentscheidend für die Entwicklung der neoklassizistischen Kunstströmung. Besonders die bisher kaum bekannte antike Malerei und die verschiedenartigen Gegenstände des Kunsthandwerks stellten eine große Inspirationsquelle für die bildende Kunst der Zeit dar (Grimal 1973).\nAuf dem vorliegenden Transparentpapier wurden mit schwarzer Feder die um das Jahr 1817 bekannten Fundamentzüge der antiken Stadt Pompeji verzeichnet. Wichtige Gebäude sind mit einem Buchstaben markiert, die dazugehörige Legende befindet sich im rechten oberen Teil der Darstellung. Der ursprüngliche Siedlungskern liegt im Bereich von dem zentralen Forum (F) und dem Apollotempel (D) als erstem Stadtheiligtum. Auf dem Plan ist der Tempel mit dem südwestlich gelegenen Venustempel verwechselt worden. Erst im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs der Stadt wurde der Altstadtbereich durch ein weitgehend rechtwinklig angelegtes Straßennetz im Norden und Osten erweitert. In dieser Zeit entstand an der nordwestlichen Seite des Forums der Jupitertempel (C) und südwestlich die Handelsbörse (Basilika, E). An der nord-südlichen Verkehrsstraße vom Vesuvstadttor zum Tor nach Stabiae bildete sich um das arachaische Heiligtum (H) - auf dem Plan fälschlicherweise als Herkulestempel bezeichnet - ein weiteres Zentrum mit öffentlichen Gebäuden und Platzanlagen, zu denen das Forum Triangolare (N), das Gymnasium mit Portikus (G) sowie das große Theater (M) zählen. Erst im Verlauf der römischen Epoche wurden das im Ostwinkel der Stadtmauer gelegene Amphitheater (O) und das kleine, überdeckte Odeon (M) errichtet. Die Nordseite des Platzes setzt sich aus den Gebäuden der Palaestra (I), des Isistempels (K) und des Tempels für Zeus Meilichios (L, fälschlich als Tempel des Esculapius bezeichnet) zusammen. Als einziges Privathaus ist die an der Gräberstraße nach Herculaneum gelegene Villa des Diomedes (A) im Plan verzeichnet (Rakob 1973; der aktuelle Forschungsstand bei Kockel 1986).\nDas vorliegende Blatt entstand lediglich als Dokumentation des zu Beginn des 19. Jahrhunderts bekannten Baubestands, wobei der Papiertyp und das Fehlen einer Graphit-Vorzeichnung auf eine Kopie schließen lassen. Die Angabe dreier unterschiedlicher nationaler Maße (neapolitanische Palmi, englische und französische Fuß) deuten auf die Vorlage einer Publikation hin, wobei die erste veröffentlichte Grundrißdarstellung von Charles Mazois ("Les Ruines de Pompéi") erst in den Jahren 1824-38 erschien (Irelli 1973, S. 66). Die Handschrift läßt sich am ehesten mit Julius Eugen Ruhl in Zusammenhang bringen.
Autor MH