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GS 15050

Kassel, Staatliche Museen, Graphische Sammlung - Zope-Id: 8925

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Originalscan
Ort Kassel
Institution Graphische Sammlung
Teilbestand
Signaturen GS 15050
Gegenstand Studie eines ionischen Kapitells, Aufriß
Künstler Wolff, Johann Henrich (Zeichner)
recto recto Zeichnung Zeichnung
Beschriftung Beschriftung  /  Beschriftung  /  Beschriftung  /  Beschriftung
Skala Maßstab
verso verso
Stempel
Wasserzeichen -
Papierqualitaet Papier
Papierfarbe
Größe 295 x 180 mm
Zustand
Montierung
Datierung 1780 (um)
Bauwerk
Bauwerk-Links
Schriftquellen
Zeichnungen
Stiche
Fotos
CAD
Literatur
Kommentar In sieben Einzelblättern (GS 15050 - GS 15056) setzte sich Johann Henrich Wolff mit verschiedenen Kapitellformen auseinander. Sein Interesse galt dabei nicht der klassischen Ausformung auf der Grundlage der von ihm üblicherweise benutzten Säulenbücher (s. Vignola 1562; Palladio 1570), sondern den späteren Umformungen und Variationen.\nDie vier Doppelvoluten des abgebildeten ionischen Kapitells sind radial angeordnet, wobei sich die Mittellinien der Paare im rechten Winkel schneiden und die Voluten eines Paares in einem Winkel von 45 Grad zu der Gebälkebene stehen. Die Voluten entspringen getrennt voneinander einem als Eierstab ausgebildeten Echinus, der die Gestalt des Säulenschafts nach oben fortsetzt und so die Gliederung zwischen den Voluten übernimmt. Der Abakus setzt sich aus einem fallenden Karnies und einer Abschlußleiste zusammen. Die vier konkav eingezogenen Seiten der Deckplatte nehmen die Struktur der Voluten wieder auf. Die Mitte ist mit einer Rosette verziert. \nGrundlegend für Wolffs Darstellung des als modern betitelten ionischen Kapitells sind die Ausführungen Scamozzis, der nach den Kapitellen am Concordia-Tempel in Rom die Form des vierseitigen Voluten-Kapitells entwickelte und sie im Rahmen seines architekturtheoretischen Werks "L'idea della architettura universale“ (Scamozzi 1615) zum Bestandteil der von ihm interpretierten ionischen Säulenordnung machte. Ein Prototyp des vierseitigen Kapitells ist das nach einem Entwurf Michelangelos gearbeitete viervolutige Kapitell am Palazzo dei Conservatori in Rom, das als "Michelangelo-Kapitell“ Eingang in die architekturtheoretische Literatur fand (s. Aviler 1691, Taf. 86). Die Verbreitung dieses Vierseiten-Typus erklärt sich durch die Beseitigung einer entscheidenden Schwierigkeit, die sich bei der Behandlung der Ecken des ionischen Kapitells ergab (Chitham 1987, S. 36 u. 68).\nDem Bezeichnungstext zufolge könnte Blondels "Cours d'Architecture“ (Blondel 1771-1777, Bd. 1, Taf. XX) als Vorlage für Wolffs Zeichnung gedient haben. Das hier als "CHAPITEAU IONIQUE / MODERNE“ betitelte Kapitell ist nach denselben Proportionen konstruiert. Allerdings stehen die Voluten bei Wolff schräger, die Girlande fehlt und der Säulenschaft weist keine Kanneluren auf.
Autor MH