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GS 15182

Kassel, Staatliche Museen, Graphische Sammlung - Zope-Id: 9057

Vorschau
Vorschaubild
Originalscan
Ort Kassel
Institution Graphische Sammlung
Teilbestand
Signaturen GS 15182
Gegenstand Berlin, Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, Längsschnitt (Kopie?)
Künstler Wolff, Johann Heinrich (Zeichner)
recto recto Zeichnung Zeichnung
Beschriftung Beschriftung  /  Beschriftung
verso verso
Stempel
Wasserzeichen -
Papierqualitaet Papier
Papierfarbe
Größe 930 x 540 mm
Zustand
Montierung
Datierung 1808 (um)
Bauwerk
Bauwerk-Links
Schriftquellen
Zeichnungen
Stiche
Fotos
CAD
Literatur
Kommentar Die übergroße Zeichnung aus zwei vertikal aneinander geklebten Blatthälften mit einem Längsschnitt des Berliner Schauspielhauses am Gendarmenmarkt ist eine der frühen Arbeiten von Johann Heinrich Wolff. Sie ist nicht so detailliert angefertigt wie andere seiner Arbeiten aus dieser Zeit. Als Vorlage diente der nach der Präsentationszeichnung von Carl Ferdinand Langhans (Technische Universität Berlin, Universitätsbibliothek, Plansammlung, Nr. 5978) angefertigte Kupferstich von Pentin aus dem Jahr 1800 (s. Rüsch 1997, S. 176, Abb. 172), den Wolff jedoch ohne den Umriß des charakteristischen Bohlendachs nachzeichnete. Da mehrere Mauerzüge durchgenadelt sind, könnte Wolff die groben Strukturen nach der Vorlage kopiert haben, die sich möglicherweise im Besitz Leo von Klenzes befand. Der prominente Berliner Bau war vorbildhaft für Klenzes Entwurf des Theaters Napoleonshöhe (Buttlar 1986, S. 186). Klenze könnte während seiner Berliner Studienzeit (1800-03) in den Besitz des Stiches bzw. der Stichserie gelangt sein und ihn im Verlauf der Zusammenarbeit mit Johann Heinrich Wolff (Wolff 1899, S. 246) an diesen verliehen haben. \nZu den wichtigen Aufgaben im Bereich der öffentlichen Architektur gehörte gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Planung und Errichtung eines frei stehenden Theaters, das den besonderen Bedürfnissen, die ein derartiger Bau an die Akustik und Optik stellte, entsprach. Knobelsdorff hatte mit dem Berliner Opernhaus eine rechteckige, langgestreckte Bauform gewählt, die mit der inneren Dreiteilung in Festsaal, Zuschauerraum und Bühne noch auf den barocken Grundriß zurückgriff und gleichzeitig die charakteristische Langform festlegte. Da dem Schauspiel nicht die gleiche Bedeutung wie der Oper beigemessen wurde, entstand erst unter Friedrich II. ein Komödienhaus am Berliner Gendarmenmarkt für die französischen Hofschauspieler (1774). Gegen Ende des 18. Jahrhunderts begannen die Planungen für ein repräsentatives Schauspielhaus, das den schlichten, mäßig gegliederten Blockbau mit flachem Walmdach ersetzen sollte. Der Direktor des Oberhofbauamtes Carl Gotthardt Langhans erarbeitete zwischen 1798 und 1800 die Pläne für den Neubau. Zeitgleich legte er eine architekturtheoretische Abhandlung über den Theaterbau vor (Langhans 1810), in der er sich insbesondere mit dem Problem der Akustik auseinandersetzte. Seine Schlußfolgerungen führten ihn jedoch nicht zu grundsätzlich neuen konstruktiven Ergebnissen, vielmehr blieb er der Form der barocken Tiefenbühne weitgehend verpflichtet (Freydank 1988, S. 199, 202f. u. 210). \nZwischen Januar 1800 und Februar 1803 entstand das "Nationaltheater" als längsrechteckiger Bau mit einer auffällig hohen Bohlendachkonstruktion, die in der Zeichnung jedoch fehlt. Deutlich erkennbar ist die dreigeteilte Innenraumstruktur mit dem von ionischen Säulen umgrenzten ovalen Konzertsaal, dem Zuschauerraum mit vier Rängen in der Mitte und dem bis in die Dachzone hochgeführten Bühnenhaus. Dabei gehen das breite Proszenium und das Motiv der Draperien in den Logen wohl auf einen Entwurf Gillys zum Nationaltheater zurück (um 1799/1800; Reelfs 1996, S. 50). Das hohe Dach, das ohne die üblichen Balkenverstrebungen auskam, diente der Unterbringung des Dekorationsmagazins. Aufgrund dieser aufsehenerregenden Konstruktion wurde die Langhans-Zeichnung bzw. der nach dieser Vorlage angefertigte Kupferstich an den Architekturschulen häufig kopiert (Rüsch 1997, S. 185, Anm. 57).
Autor MH