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GS 15202

Kassel, Staatliche Museen, Graphische Sammlung - Zope-Id: 9077

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Vorschaubild
Originalscan
Ort Kassel
Institution Graphische Sammlung
Teilbestand
Signaturen GS 15202
Gegenstand Paris, Hôtel Jabach, Gartenseite nach Bruand, Aufriß
Künstler Wolff, Johann Henrich (Zeichner)
recto recto Zeichnung Zeichnung
Beschriftung Beschriftung  /  Beschriftung
Skala Maßstab
verso verso
Stempel
Wasserzeichen "C&IHONIG"
Papierqualitaet Papier
Papierfarbe
Größe 408 x 260 mm
Zustand
Montierung
Datierung 1790 (um)
Bauwerk
Bauwerk-Links
Schriftquellen
Zeichnungen
Stiche
Fotos
CAD
Literatur
Kommentar Die Darstellung zeigt die Gartenseite des Pariser Hôtels Jabach nach einem Entwurf von Jacques Bruand. Der Pariser Architekt, der sich seit 1651 im Dienst des Herzogs von Orléans befand, legte 1654 einen Grundriß- und zwei Aufrißentwürfe für das Stadtpalais-Projekt des aus Köln stammenden Bankiers und Kunstmäzen Eberhard Jabach vor (Thieme-Becker 1907-1950, Bd. V, S. 92; DBE 5, 1997, S. 269; Hautecœur 1943-1957, Bd. 2, S. 131).\nDie Gartenansicht des Palais prägt die gestaffelte Gebäudegliederung mit gestufter Dachlandschaft, die sich über die zeltdachgedeckten dreiachsigen Seitenpavillons, das siebenachsige Corps de Logis bis hin zu dem dreiachsigen belvedereartigen Aufbau in der Mitte erstreckt. Das vertikale Gestaltungsmoment wird dabei durch eine Pilastergliederung unterstrichen, die - unterbrochen durch ein breites Gesims - zweieinhalb bzw. drei Geschosse umfaßt. Im Bereich des Corps de Logis ist der Fassade im Untergeschoß eine dorische Pilasterordnung vorgeblendet, die im Obergeschoß entsprechend der hierarchischen Staffelung durch eine Ionica mit Piedestal ersetzt ist. Dahinter treten die Seitenpavilllons zurück, die auf dieser Höhe um den Mezzanin reduziert und gestalterisch auf die toskanische Ordnung zurückgestuft sind. Dabei wird die Gebäudemitte mit dem Eingang im Untergeschoß und einem breiten Mittelfenster im Obergeschoß durch die Übergiebelung und den Einsatz von Baudekor betont. Als horizontales Gegengewicht wirken der Metopen-Triglyphen-Fries mit anschließendem Pseudokranzgesims und die Balustradenabschlüsse der Seitenpavillons, des Corps de logis und seines Belvedereaufbaus. Der Entwurf zeigt die typischen Merkmale des französischen Barockklassizismus, dessen bekanntestes Objekt die Ostfassade des Louvre (1667-70) darstellt. \nJohann Henrich Wolff entwickelte seine Zeichnung vermutlich nach einer Vorlage aus der Sammlung von Architekturentwürfen Jean Marots ("Plans Profils et Elevations [...]“), die auf Seite 7 eben diesen Aufrißentwurf Bruands abbildet. Wie bei den meisten seiner Studienblätter variierte Wolff die Vorlage, indem er die dem Eingang vorgelagerte Treppe verbreiterte, die den Eingang flankierenden Konsolbüsten wegließ und auf dem Balustradengesims des Corps de logis Vasenstellungen ergänzte. Zur plastischen Hervorhebung setzte er Schattierungen ein und gestaltete die Mauerflächen farbig und kleingliedrig in Backsteinmanier. Vom französischen Klaftermaß "Toises“ rückte er ab und verwendete statt dessen das gängigere Fußmaß ("pieds“).
Autor MH