Blatt

GS 15308

Kassel, Staatliche Museen, Graphische Sammlung - Zope-Id: 9171

Vorschau
Vorschaubild
Originalscan
Ort Kassel
Institution Graphische Sammlung
Teilbestand
Signaturen GS 15308
Gegenstand Entwurf für ein Archiv, Grundriß, Aufriß und Schnitt
Künstler Liman, Louis-Théodore (Zeichner)
recto recto Zeichnung Zeichnung
Beschriftung Beschriftung  /  Beschriftung  /  Beschriftung
verso verso
Stempel
Wasserzeichen Löwe mit Säbel und Rutenbündel, darunter "J KOOL / & / COMP"
Papierqualitaet Papier
Papierfarbe
Größe 457 x 543 mm
Zustand
Montierung
Datierung 1813 (um)
Bauwerk
Bauwerk-Links
Schriftquellen
Zeichnungen
Stiche
Fotos
CAD
Literatur
Kommentar Der rückseitig “LD” und “No. 52" beschriftete Wettbewerbsentwurf konzipiert in Aufriß, Längsschnitt und Grundriß die komplexe, langgestreckte Anlage eines Archivs, deren große räumliche Ausdehnung nur im Grundriß deutlich wird. In modifizierter Form erinnert er an die Entwürfe für ein monumentales napoleonisches Nationalarchiv von Fontaine aus dem Jahre 1812 (Hautecoeur 1943-1957, Bd. 5, Abb. 113 u. 114), dessen äußeres, quadratisches Gebäudegeviert zwei weitere, sich in der Mitte kreuzende Bauten einschließen sollte. Deutlich ist aber auch der Bezug auf den von Durand 1805 veröffentlichten Grundriß für ein Museum von ähnlichem Zuschnitt (Szambien 1984, Abb. 34).\nDementsprechend entwarf der unbekannte Zeichner (Louis-Théodore Liman?) ein zentrales Gebäude auf kreuzförmigem Grundriß mit Tonnengewölbe in den Kreuzarmen und zentralem Kuppelraum, das laut Beschriftung das Archiv selbst aufnehmen sollte. Ein weitläufiger Umgang (“Public”) mit seitlichen Räumen legt sich als queroblonge Umfassung um den zentralen Bau und die beiden Höfe, wobei an den Schnittstellen von Zentralgebäude und Umgang vorder- und rückseitig aus der Flucht vorspringende Eingangshallen angelegt sind. Dem vorderen Eingangsbereich ist zusätzlich ein Portikus mit korinthischen Säulen vorgelegt, der sich wirkungsvoll von der geschlossenen, blockhaften Fassade in Sichtmauerwerk abhebt. Der Schnitt durch die Mittelachse des Gebäudes läßt erkennen, daß die Räume, die nur von oben durch zentrale Lichtöffnungen Tageslicht erhielten, mit raumhohen Wandschränken versehen werden sollten, darüber lagen im Bereich der Tonnenwölbung Emporen. Aus dem Grundriß ersieht man, daß diese durch Wendeltreppen in den Ecken der zentralen Kuppelvierung erreicht werden konnten, die wahrscheinlich auch zu Nebenräumen im Obergeschoß führten. Im Schnitt wie im Grundriß ist im Außenbereich eine mit Bäumen und Brunnen ausgestattete Anlage angedeutet, die ähnlich wie in Fontaines Entwurf von Mauern eingefaßt ist und an zwei Seiten halbkreisförmig ausschwingt.\nDer unvollendete Charakter der Zeichnung macht deutlich, daß es sich hier wie bei den anderen Wettbewerbsentwürfen für den “Prix d’Emulation” der “École d’Architecture”, die im Nachlaß Wolff aufbewahrt wurden, um jene ersten Vorentwürfe handelt, die von den Schülern in begrenzter Zeit unter Aufsicht angefertigt wurden und anhand derer man die Bewerber auswählte, die zur weiteren Jurierung Präsentationszeichnungen ihres Entwurfs anfertigen durften (vgl. Schöller 1993). Radier- und Korrekturspuren lassen in diesen Blättern den Entwurfsprozeß sichtbar werden. Der Zeichner diese Blattes war möglicherweise wieder jener Louis-Théodore Liman, von dem insgesamt sechs Wettbewerbszeichnungen im Nachlaß Wolff stammen. Ebenso wie diese dürfte die Zeichnung um 1812/13, noch vor Wolffs eigenen Entwürfen für ein Archiv, die auf dieses Blatt rekurrieren (GS 15310 - GS 15312), entstanden sein.
Autor UH