Blatt

Roma, Museo di Roma, GS 00880

Roma, Museo di Roma, Gabinetto Comunale delle Stampe, Disegni e Fotografie - Zope-Id: Sh-dhuhDI

Vorschau
Vorschaubild
Ort Roma
Institution Museo di Roma
Teilbestand Gabinetto Comunale delle Stampe, Disegni e Fotografie
Signaturen GS 00880
Gegenstand Nicola Salvi, Progetto per la Fontana di Trevi, 1733, Prospetto della facciata
Künstler Salvi, Nicola (disegnatore)
Salvi, Nicola (progettista)
Roma, Museo di Roma, GS 00880 recto Recto Zeichnung Prospetto
Skala Scala
Roma, Museo di Roma, GS 00880 verso Verso
Stempel
Wasserzeichen
Papierqualitaet
Papierfarbe
Größe 597 x 397 mm (Minimum: 557 x 397 mm)
Zustand
Montierung
Datierung 1733
Bauwerk
Bauwerk-Links
Schriftquellen
Zeichnungen
Stiche
Fotos
CAD
Literatur
Kommentar "In Roma non si è fatta in questo secolo opera pi- magnifica" mußte selbst der kritische Milizia 1785 zugeben, "Questa Fontana è superba, grandiosa, ricca, e tutta insieme d`una bellezza soprendente". Die Fontana di Trevi hat Salvis Ruhm begründet, ihr Entwurf ist in der Tat eine außergewöhnliche Leistung. Die 19 vor Chr. von C. Agrippa erbaute Acqua Vergine endete ursprünglich am Pantheon, da sie die dort von Agrippa erbauten Thermen versorgte. Unter Papst Nikolaus V. wurde durch die Reparatur der Leitung, die nun am heutigen Platz endete, die Wasserversorung des römischen Stadtzentrums sichergestellt. Unter Papst Urban VIII. verlegte Giov. Lorenzo Bernini den Brunnen an seine heutige Stelle, sein begonnenes Neubauprojekt wurde aber nicht ausgeführt; unrealisiert bleiben auch Pläne Pietro da Cortonas für eine große "Mostra" der Acqua Vergine in piazza Colonna. Papst Clemens XII. nahm nach seiner Wahl 1730 die Planungen wieder auf und schrieb 1731 einen ersten concorso aus. Nachdem er die gesamte Fassade des neu erbauten PaLazzo Poli, in dessen Mitte sich der Brunnen befand, gegen den erbitterten Protest des Duca di Poli für den Neubau freigegeben hatte, kam es 1732 zu einer weiteren Ausschreibung, die Nicola Salvi im September 1732 gewann (zur Geschichte der Fontana di Trevi vedi Pinto, 1986; D`Onofrio, 1957; 31986).
Milizia (1785, p.253) berichtet von insgesamt vier Entwürfen, die Salvi für den Wettbewerb eingereicht habe, "ma men grandiosi dell`eseguito". Einer dieser Alternativentwürfe ist durch eine Kopie bekannt (Pinto, 1986, fig. fig.79-80; Kieven, 1988, cat.115), ein zweiter durch eine schriftlichen Beschreibung Salvis (BAV, vat.lat.8235, f.25-27v). Unser Blatt stellt bereits den definitiven Entwurf dar. Es handelt sich nicht um eine Präsentationszeichnung, sondern um ein Arbeitsblatt, in dem es Salvi vor allem um die Entwicklung der skulpturalen Elemente der Felslandschaft ging, die Salvi mehrmals -auch noch während der Ausführung - geändert hat.
Wie sehr sich Salvi mit der Aufgabe auseinandergesetzt hat, Architektur und Skulptur gleichermaßen zum Ausdrucksträger von Geschichte und Bedeutung der Acqua Vergine zu machen, zeigen seine "Raggioni Filosofiche", in denen er sein Entwurfsprogramm beschrieben hat (BAV, vat.lat.8235; Pinto, 1986, 281-286). Den Mittelteil der Fassade gestaltete Salvi nach dem Vorbild antiker "Mostre" in Triumphbogenform, wie es auch an der Acqua Felice und der Acqua Paolina geschehen war. Die große Säulenordnung der Mitte wurde zu beiden Seiten als Pilastergliederung weitergeführt. Der hohe Sockel aus scheinbaren Felsen, aus dem die Architekturgliederung erwächst, weitet sich zur großen Felslandschaft, in der sich Tritonen mit Seepferden tummeln, dominiert von der majestätischen Gestalt des Oceanus, der auf einem großen Muschelwagen aus der mittleren Nische zu treten scheint. Die Inszenierung der Skulptur mit ihren Allusionen und ihrer allegorischen Aussage verbindet sich aufs glücklichste mit dem streng komponierten Architektursystem. Skulptur und Architektur sind integrierte, gleichwertige Bestandteile des Entwurfs. Das Spiel mit der Illusion, die scheinbare Belebung der Felsen mit Planzen und Tieren, die Felsen selbst, teils im vorgeblichen Naturzustand, teils-halb behauen-schon in Architektur übergehend, das alles ist eine große Allegorie des Transitorischen, das Wesensmerkmal des Elementes Wasser ist, "un perpetuo giro", wie Salvi es selbst beschrieben hat. In dieser bewußten Haltung, die neueste naturwissenschafltiche Erkenntnisse der Zeit, wie Giovanni Polenis 1718 publizierte These über den Kreislauf des Wassers ebenso einbezieht, wie ihre allegorische Formulierung in der Gestalt des Urgottes Oceanus, dem, "in dem alles fließt" geht Salvi weit über die barocken Allegorien hinaus. "L`oceano considerato alcune volte passegiar per il mare sopra carro tirato dalle Balene, preceduto da i Tritoni, e seguitato da numerosa schiera di Ninfe, non altro significa, che la visibile immensa mole dell`acqua marina, radunata, e ristretta ne i vasti seni della terra, che col nome di Mare chiamiamo, da i quali,come da propria particolar sede, e quasi a dire da una miniera perpetua ha la potenza di diffondere verie parti di se medesima, rappresentante per i Tritoni, e per le Ninfe, le quali vadino a dar alimento necessario alla materia per la produzione, e conservazione delle nuove forme, che noi veggiamo, per indi ritornar poi con un perpetuo giro a prendere un nuovo spirito, et un vigor nuovo nel suo tutto". Hier verweist alles nur auf das Wasser: seine Geschichte (Statuen des Agrippa und der "Vergine",die den Soldaten des Feldherrn die Quelle wies), seine Funktion (die vier Statuen der Fruchtbarkeit auf der Attika), seinen Nutzen wie auch seinen Schaden (ruhiges und unruhiges Seepferd). Die strenge Architekturkulisse, Sinnbild der "gestalteten" Form im Gegensatz zur "gestaltlosen" Form des Wassers, hinterfängt dank der èberleitung der Felsstücke "parte nella sua naturale rozzezza, parte scherzosamente intagliata" die "mostra" ohne Bruch.
Salvi hatte die Felsen vor dem Muschelkarren des Ocenaus bewußt asymmetrisch gestaltet. Nach seinem Tod hat sein Nachfolger als "architeto dell`Acqua Vergine", Giuseppe Panini, diese Unregelmäßigkeit "korrigiert" und die drei "regelmäßigen"Becken geschaffen, die sich jetzt dort befinden. Damit wird Salvis bewußtes Gegensatzspiel von Natur und Architektur gestört. Um die Ausführung der Statuen war es schon 1742 zwischen Salvi und dem Bildhauer Giov. Battista Maini zu einem erbitterten Streit gekommen. Maini fühlte seine künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten durch zu rigorose Vorgaben des Architekten beeinträchtigt. Auf Bitten Cardinal Neri Corsinis vermittelte der Maler Agostno Masucci zwischen den beiden und Maini konnte die Seepferde mit den Tritonen ausführen (vedi Pinto, 1986, 289-81). Die kolossale marmorne Standfigur des Oceanus wurde erst 1762 unter Papst Clemens XIII. durch Pietro Bracci geschaffen, ebenso, in Abänderung von Salvis Programm, die begleitenden Allegorien der Fertilitas und Salubritas. Der Feldherr Agrippa und die "Virgo" erscheinen dafür in den Relieffeldern über den Statuen. Die kürzliche erfolgte Reinigung läßt nun die sehr sorgfältig gebaute Fontana di Trevi, in der jedes Detail mit èberlegung und Sinn entworfen worden ist, in all ihrem Glanz wieder erscheinen.
Interessant ist in diesem Blatt Salvis differenzierter Gebrauch der Tinte. In grauer Tinte wird das architektonische Gerüst angegeben, in brauner Tinte die ornamentalen Details der Fenster, Sockel, Statuen und Wappen. Auchder Sockel und die Felsen sind durch verschiedene Farben chromatisch voneinander abgesetzt. Anders als bei seinem nach Canevaris Entwurf angelegten Blatt für das Baptisterium in S. Paolo, fällt hier der für Salvis Zeichnungen typische weiche Schattenwurf auf, der das Hervortreten des Fassadenmittelteils deutlich macht. Dieses Blatt ist von dem mährischen Architekten Franz Anton Grimm, der 1739 bei Salvi studierte, kopiert worden (Pinto, 1986, fig.140). Aus dieser Kopie geht hervor, daß Salvi bereits Reliefs am Mittelteil der Fassade vorgesehen hatte. (Kieven, 1991, pp.69-70)

Prov.: Dono Pecci Blunt, 1971.
Bibl.:"Roma sparira", 1976, p. 19, cat. 37, fig. XIV; Pinto 1986, Fig. 45.
Esp.:"Il Settecento a Roma", 1959, n. 1140; "Roma sparita", 1976, cat. 37.
Informazioni tratte da: Kieven 1991, Kat.Nr. 36

als Erweiterung der Signatur ist in 'Zuccaro' angegeben: neg. xd 28210
Autor Bernardini