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GS 5543

Kassel, Staatliche Museen, Graphische Sammlung - Zope-Id: 11240

Vorschau
Vorschaubild
Originalscan
Ort Kassel
Institution Graphische Sammlung
Teilbestand
Signaturen GS 5543
Gegenstand Freienhagen, Entwurf zu einem Landhaus, perspektivische Ansicht
Künstler Du Ry, Charles Louis (Architekt)
recto recto Zeichnung Zeichnung
Beschriftung Beschriftung
verso verso
Stempel
Wasserzeichen "J Honig & Zoonen"
Papierqualitaet Papier
Papierfarbe
Größe 667 x 419 mm
Zustand
Montierung
Datierung 1797
Bauwerk
Bauwerk-Links
Schriftquellen
Zeichnungen
Stiche
Fotos
CAD
Literatur
Kommentar In einem Brief vom 30.10.1795 schlug Simon Louis Du Ry seinem zur Ausbildung in Rom weilenden Sohn Charles Louis vor, sich mit einem Entwurf für ein Landhaus an dem Wettbewerb der Kasseler Kunstakademie für das Jahr 1796 zu beteiligen (Marb. Dep. II, 413.7): "da der Landgraf von Erbauung eines Landhauses zu Freyenhagen spricht so wäre ein solches Gebäude zu projectiren, selbiges könte 100 bis 110 Fus lang 50 bis 56 Fus breit, und zwey Etagen hoch werden, da es von allen 4 frey stehen kann, so könte jede dieser 4 Seiten frontons tragende freystehende Säulen erhalten, und die Küche im Souterrain angebracht werden." Der junge Du Ry entschied sich jedoch dafür, einen Entwurf für eine Kirche anzufertigen, der dann auch im Mai 1796 in Kassel ausgestellt wurde (vgl. GS 12514 u. GS 13827). Mit einem Landhaus beschäftigte er sich erst ein Jahr später; zwei der drei von diesem Projekt erhaltenen Zeichnungen GS 5543, GS 5544 und GS 13838 sind in das Jahr 1797 datiert. Sie beziehen sich sehr wahrscheinlich auf das erwähnte Vorhaben Landgraf Wilhelms IX. für Freienhagen, ein Zusammenhang, der bisher übersehen worden ist. Das Projekt des Landgrafen, das bereits 1792 bei Apell erwähnt wird (Apell 1792, S. 117), wurde nie realisiert, ebenso wie die damit verbundene Erweiterung und Umgestaltung des barocken Parks (vgl. Marb. Dep. 254,13 u. Marb. Dep. 254,14).\nDas in perspektivischer Darstellung gezeigte Haus ist in einer weiten südlichen Landschaft gezeigt, die mit dem möglichen Standort auf der Anhöhe über der Fulda bei Freienhagen nichts verbindet. Das von palladianischer Architektur inspirierte zweigeschossige Gebäude mit flachem Dach und Kuppel ist betont horizontal gegliedert. Eine breite Freitreppe und seitliche Auffahrtsrampen gewähren den Zugang zu den fünf rundbogigen Portalen des Erdgeschosses, dessen Mauern aus Quadern bestehen. Ein schlichtes bandförmiges Gurtgesims bildet den akzentuierten horizontalen Abschluß. Im Obergeschoß, dessen Außenmauern offensichtlich aus sichtbar belassenen Ziegelsteinen bestehen sollten, öffnet sich eine viersäulige Loggia, deren in weitem Interkolummnium angeordnete ionische Säulen das nur in diesem Bereich erscheinende Gebälk aus zwei Faszien tragen. Das schmale Kranzgesims bildet, verstärkt durch den Schattenwurf, erneut eine stark wirkende horizontale Begrenzung. Anders als in der Darstellung GS 13838 wird hier das flachgeneigte Dach sichtbar, über dem sich die unten gestufte Kuppel mit dem eingefaßten Opaion erhebt. Aufgrund der bemüht perspektivisch korrekten Wiedergabe erscheint die Kuppel allerdings unglücklich verschoben und scheinbar nach hinten kippend, so daß die Zeichnung dadurch in ihrer Wirkung sehr beeinträchtigt wird.\nDie zeittypische Architektursprache aus vereinfachten Formen, Betonung der kubisch-stereometrischen Gestalt des Baukörpers, Flächigkeit sowie weitgehendem Verzicht auf Ornamentik verbindet den Entwurf mit den Arbeiten der deutschen Architekten, die sich in den neunziger Jahren in Rom aufhielten (vgl. dazu Katalog Frankfurt a. M./München 1990, S. 70f.). Dabei verweisen die Bemühungen um eine besondere perspektivische Darstellung sowie die spezifische Verwendung von Baumaterialien wie unverputztem Ziegelmauerwerk auf den mit dem jungen Du Ry befreundeten Friedrich Weinbrenner (vgl. etwa Weinbrenners Entwurf zu einem Stadttor von 1794; Katalog Frankfurt a. M./München 1990, S. 150, Nr. 35). Der von letzterem gezeichnete Grabmalentwurf (vgl. GS 10373; vgl. Katalog Frankfurt a. M./München 1990, Nr. 32; Lankheit 1979, S. 12, Anm. 13; Katalog Kassel 2000, S. 130, Anm. 5), den der junge Kollege geschenkt erhielt, ist ein weiterer Beleg für diesen engen Kontakt.
Autor GF