Vorschau |
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Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
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Signaturen |
GS 5547 |
Gegenstand |
Kassel, Wilhelmshöhe, Entwurf zum Oktogon mit zwei Pyramiden, Schnitt |
Künstler |
Guerniero, Giovanni Francesco (Architekt) |
Stempel |
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Wasserzeichen |
Krone über Wappenschild mit Lilie, darunter Marke mit "W" sowie "IV" |
Papierqualitaet |
Papier |
Papierfarbe |
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Größe |
483 x 655 mm
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Zustand |
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Montierung |
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Datierung |
1713 |
Kommentar |
Gegen Ende der Arbeiten auf dem "Carlsberg" entschloß sich Landgraf Karl, in Abänderung der ursprünglichen Planungen das Oktogon durch weitere Aufbauten zu erhöhen und zu akzentuieren (Heidelbach 1909, S. 100f.; Holtmeyer 1910, S. 276; Paetow 1934, S. 16; Sander 1981, S. 229; Hannwacker 1992, S. 182-189; Reuther 1976, S. 50; Katalog Kassel 1997, S. 106-110). Da bereits seit Juni 1713 Materiallieferungen "zur großen Statue" (Heidelbach 1909, S. 116) erfolgten, sind diese Überlegungen in die Zeit davor zu setzen. Gleichwohl ist damit nicht ausgeschlossen, daß Guernieros Schnittzeichnung mit zwei Pyramiden auch noch nach diesem Zeitpunkt entstanden sein könnte. Als terminus ante quem ist jedenfalls der 9. September 1713 zu bestimmen, an dem der Architekt die später in den Vertrag vom 30. September einbezogene Zeichnung zu einer einzigen Pyramide vorlegte (vgl. GS 9734).\nDas archivalisch nicht belegte Projekt wird anhand eines Längsschnitts in Ost-West-Richtung durch das Oktogon anschaulich gemacht (Paetow 1934, S. 16; Hannwacker 1992, S. 184). Das Bauwerk, dessen Erdgeschoßgrotten mit der vorgesehenen Dekoration und Skulpturenausstattung gezeigt sind, sollte zwei gleichförmig ausgebildete fünfgeschossige Pyramiden erhalten. Die bekrönenden Statuen sind in Graphit nur angedeutet, so daß ihre von Paetow vorgeschlagene und von Reuther übernommene Interpretation als Mars und Venus zwar denkbar erscheint, aber nicht zwingend ist (Paetow 1934, S. 16; Reuther 1976, S. 56). Hannwacker schlägt Herkules und Minerva vor (Hannwacker 1992, S. 238f.; vgl. Sander 1981, Anhang 13, Bild 18 sowie Katalog Kassel 1997, S. 108). Tatsächlich kann die linke Figur als Typus des Herkules Farnese gedeutet werden.\nDie Darstellung wird von einem stellenweise unpräzise und schematisch wirkenden Zeichenduktus bestimmt. Das fällt vor allem bei den Felspartien im unteren Bereich auf, die durch wenig differenzierte Zackenlinien umrissen und mit gleichförmig verteilten Lavierungen versehen sind. Bei den beiden Gewölben der Pyramidenerdgeschosse werden nachträglich radierte und korrigierte Verzeichnungen sichtbar. Das Blatt unterscheidet sich in seiner um Sorgfalt bemühten Zeichenweise von dem flüchtigeren Pyramidenentwurf vom 9. September 1713 (GS 9734), mit dem es aber gleichwohl Gemeinsamkeiten gibt. Hier ist besonders auf die Art der Flächenbehandlung der Wandpartien der Grotten sowie der Außenmauer der Pyramide durch eine mit dem Pinsel getupfte Lavierung hinzuweisen. Andererseits unterscheidet sich in den beiden Blättern die Darstellungsweise der Skulpturen, so daß die Autorschaft für beide Zeichnungen wahrscheinlich, aber nicht eindeutig ist (gewisse Zweifel auch bei Hannwacker 1992, S. 183).\nDer Entwurf ist von großer Bedeutung für die Planungsgeschichte des Bauwerks, da diese Variante aus den Quellen und auch aus der älteren Literatur nicht bekannt ist. |
Autor |
GF |