Vorschau |
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Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
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Signaturen |
GS 6046 |
Gegenstand |
Goslar, Dom, Kapitelhaus und Chor, Bauaufnahme der Maßwerkfenster, Aufriß |
Künstler |
Mühlenpfordt, Eduard August Emil (Zeichner) |
Kommentar |
Das Blatt mit Fensterrissen vom sog. Goslarer Dom, eigentlich Stiftskirche St. Simon und Juda, entstand im Rahmen einer Baudokumentation kurz vor dem Abruch des Domes im Jahr 1819. Der mit dem Abbruch beauftragte Maschinenbauinspektor Eduard A. E. Mühlenpfordt fertigte eine Serie von Zeichnungen an, zu denen auch ein Domgrundriß sowie verschiedene Ansichten und Schnitte gehören. 1858 wurden Stiche nach diesen Zeichnungen von H. W. H. Mithoff im "Archiv für Niedersachsens Kunstgeschichte" und 1901 nochmals im Kunstdenkmäler-Inventarband Goslar veröffentlicht (Mithoff 1858, Taf. I-III; KD Stadt Goslar 1901; Katalog Braunschweig 1995, F 34, S. 469). \nChor und Kapitelhaus sind jeweils mit zwei Fensterrissen, die von 1 bis 4 numeriert sind, behandelt. Beide Bauteile entstammen der letzten mittelalterlichen Bauphase (Ende des 14. Jahrhunderts) der Goslarer Domkirche, in der anstelle der alten Hauptapsis der Anbau eines polygonalen Chores erfolgte und nach dem Abriß der südlichen Nebenapsis eine Kapitelstube im Winkel zwischen Altarhaus und Südquerarm errichtet wurde (Katalog Braunschweig 1995, F 34, S. 469). \nDie erste Darstellung zeigt ein Maßwerkfenster in drei Bahnen mit spitzbogigem Mittel- und rundbogigen Seitenabschlüssen und einem Couronnement aus steigenden und fallenden Fischblasenformen um ein kopfüber gestelltes Herz. Das zweite hier präsentierte Kapitelhausfenster ist als zweibahniges Rundbogenfenster ausgeführt mit segmentbogigen Bahnen, denen mittig ein nach oben spitz zulaufendes, genastes Oval aufsitzt. Die Couronnement-Zwickel sind mit fallenden Fischblasen gefüllt. Die Maßwerkfenster "auf dem Chore" sind entsprechend ihrem Standort weitaus reichhaltiger gearbeitet. Den genasten Fensterbahnen des linken, hier mit "3" numerierten Fensters sitzt eine Formation sphärisch gerahmter Dreiblätter auf, die tief unter das Bogenfeld geführt sind. Den Raum zum Bogenscheitel füllt ein Kreis mit einem einbeschriebenen, liegenden Dreipaß. Beide Maßwerkformen gehören am Ende des 14. Jahrhunderts zum gängigen Formenrepertoire. Die seitlichen Bahnen der vierten Fensterform werden mit genasten Spitzbogen überspannt. Ein liegender Dreipaß mit Liliennasen sitzt auf der Achse des mittleren genasten Kielbogens, der mit seinem Scheitel genau in den Sattel des Dreipasses stößt. Diese bereichernde Form der Maßwerkgliederung entwickelte sich in Deutschland unter dem Einfluß der Straßburger Münsterbauhütte (s. Fassadenriß A des Straßburger Münsters, um 1255/75) und wurde seit dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts häufig verwendet.\nNeben dieser Detailzeichnung sind zwei weitere "Goslar"-Blätter in die Kasseler Sammlung gelangt. Lageplan (GS 6044) und Aufriß der nördlichen Domfassade (GS 6045) haben zwar keine Künstlersignatur, ihr Zusammenhang mit der Baudokumentation zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist jedoch eindeutig, so daß auch in diesen Fällen die Autorschaft Mühlenpfordts angenommen werden kann. |
Autor |
MH |