Blatt

L GS 8125

Kassel, Staatliche Museen, Graphische Sammlung - Zope-Id: 12363

Vorschau
Vorschaubild
Originalscan
Ort Kassel
Institution Graphische Sammlung
Teilbestand
Signaturen L GS 8125
Gegenstand Heydau, Schloß, Bauaufnahme der Gesamtanlage, Lageplan
Künstler unbekannt, ()
recto recto Zeichnung Zeichnung
Beschriftung Beschriftung  /  Beschriftung  /  Beschriftung
verso verso
Stempel
Wasserzeichen "C & I HONIG" unter Lilienwappen mit Krone
Papierqualitaet Papier
Papierfarbe
Größe 673 x 943 mm
Zustand
Montierung
Datierung 1710 (um)
Bauwerk
Bauwerk-Links
Schriftquellen
Zeichnungen
Stiche
Fotos
CAD
Literatur
Kommentar Das im 13. Jahrhundert als Stiftung Hermanns von Treffurt-Spangenberg entstandene Zisterzienserinnenkloster Heydau bei Altmorschen wurde 1526 im Verlauf der Reformation in Hessen aufgelöst und in der Folgezeit als landgräfliches Landschloß genutzt (Medding 1934/35; Müller 1934/35; Groß 1991; Heydau 2002, S. 19-49; Groß 2002). Von 1616 bis 1619 erfolgte ein größerer Umbau der ehemaligen Klausur- und Wirtschaftsgebäude, den der Obrist Heinrich von Siegroth nach den detaillierten Anweisungen des Landgrafen Moritz vornahm (StAM Best. 53e, Paket 61, Nr. 5). Wesentliche Teile dieser Umgestaltung haben sich bis heute erhalten. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel innerhalb der hessischen Fürstenfamilie setzte unter Landgraf Karl, der Heydau 1685 erwarb, erneut eine umfangreiche Bautätigkeit ein, in deren Verlauf das Herrenhaus (1696) am Rande des Wirtschaftshofes sowie die Orangerie entstanden und die auf Landgraf Moritz zurückgehende Gartenanlage umgestaltet wurde. Das Schloß diente im 18. Jahrhundert nur kürzeren Aufenthalten des landgräflichen Hofes und wurde lediglich im Innern in geringem Umfang den dabei wechselnden Bedürfnissen angepaßt. Das Äußere blieb unverändert; den Garten jedoch überformte man gemäß dem Zeitgeschmack (vgl. Marb. Dep. II, 259). Die Verwendung der Anlage als Staatsdomäne von 1830 bis 1937 brachte in einigen Bereichen tiefgreifende Veränderungen der Bausubstanz. Trotzdem gilt Heydau noch heute als eines der besterhaltenen klösterlichen Denkmäler Hessens wie auch als herausragendes Beispiel eines Schloßbaus mit zugehörigem Garten der Spätrenaissance bzw. des Barock.\nIn der Graphischen Sammlung sind aus dem 18. Jahrhundert ein Lageplan von Schloß und Wirtschaftshof (L GS 8125) und drei undatierte Grundrisse des Schlosses (L GS 8126 - L GS 8128) vorhanden. Hinzu kommen ein Gartenplan aus der Zeit um 1780 (Marb. Dep. II, 259) und ein früher Entwurf zu der Grottenarchitektur der südlichen Gartentreppe (GS 14534). Aus dem 19. Jahrhundert stammen zudem drei von Johann Conrad Bromeis 1848 im Zusammenhang mit der geplanten Umnutzung als Irrenanstalt angefertigte Ansichten des Schlosses (Marb. Dep. II, 260 - Marb. Dep. II, 262).\nDas links oben mit "General Plans von der Heydau" bezeichnete Blatt zeigt die Gesamtanlage des Schlosses und des nordöstlich davon gelegenen großen Wirtschaftshofes. Die Darstellung beschränkt sich auf die Erdgeschoßgrundrisse der Gebäude, wobei die Fenster jedoch gar nicht, die Türen und Tore nur unvollständig vermerkt sind. Bei letzteren wurden die zunächst eingetragenen kennzeichnenden Bögen bis auf drei im Schloßbereich radiert. Lage und Anordnung der Bauten entsprechen ungefähr den tatsächlichen Gegebenheiten, nur die Kirche ist auffällig falsch proportioniert und der Chorschluß unrichtig wiedergegeben. Der Garten mit seinen Umfassungsmauern ist unberücksichtigt geblieben. Die Gebäude- bzw. Raumnutzungen der meisten Bauten sind mit anderer Tinte eingetragen; dabei wurden auch die Türen des Schlosses nachträglich eingezeichnet. Der Baubestand und die Nutzung entsprechen dem unter Landgraf Karl um 1700 erreichten und danach kaum noch veränderten Zustand mit dem 1696 zur heutigen Form umgebauten Herrenhaus ("Das Neue Hauß") und der anschließenden Orangerie sowie der Trennung des Wirtschaftshofes vom Schloß durch einen Gitterzaun mit zwei Toren und einem mittig angeordneten Brunnen.\nDie Abfolge und der Verwendungszweck der Räumlichkeiten im Schloß stimmen mit den Angaben der erhaltenen Inventare von 1730 und 1764 (StAM Best. 4b, 771 und StAM Best. 4b, 773) weitgehend überein, wobei allerdings die Saalwächterwohnung erst 1764 erwähnt wird und die im Plan vermerkte "Holländische Küche" im Ostflügel in beiden Listen nicht vorkommt. Letztgenannte Küche findet sich auch in dem Raumverteilungsplan L GS 8126 nicht. Trotzdem stammen die Raumbezeichnungen in L GS 8125 und L GS 8126 offensichtlich von einer Hand und scheinen in relativ enger zeitlicher Folge entstanden zu sein. Der Plan dürfte in der Regierungszeit Landgraf Karls entstanden sein und mit den von diesem initiierten Umbauten in Zusammenhang stehen. Seine Anfertigung kann deshalb in den Beginn des 18. Jahrhunderts datiert werden (vgl. auch Groß 2002, S. 40).
Autor GF