Vorschau |
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Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
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Signaturen |
L GS 4563 |
Gegenstand |
Entwurf für ein Kapitell, Aufriß und Skizzen |
Künstler |
Klenze, Leo von (Zeichner) |
Kommentar |
Die revolutionäre Entwurfslehre Jean-Nicolaus-Louis Durand (1760-1834), die auf der Grundlage eines Rastersystems die Prinzipien von Symmetrie, Regelmäßigkeit und Einfachheit auf die Architektur anwandte, beeinflußte Leo von Klenze nachhaltig. Einen dreimonatigen Parisaufenthalt im Sommer 1803, den Klenze im Rahmen seiner Lebenserinnerungen in ein fünfjähriges Studium an der École Polytechnique verwandelte, nutze er zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Werk Durands (Buttlar 2000, S. 10f.). Nachzeichnungen und Entwürfe im Sinne Durands entstanden in dieser Zeit. Den Entwurf eines Tempels der Gleichheit im Jardin Beaujon von Jean-Nicolaus-Louis Durand und Pierre-Thomas Thibault, 1794/95, kopierte Klenze (Staatliche Graphische Sammlung, München, Inv. Nr. 27000; Katalog Frankfurt a. M./München 1990, Kat.Nr. 50; Katalog München 2000, WV Nr. 5) und ließ Elemente dieser Architekur als Versatzstücke in seine nachfolgenden Arbeiten einfließen. Zitathaft finden sich die von Durand/Thibault entworfenen Hermenpfeiler der Hauptfront in einem Wettbewerbsentwurf Klenzes für ein Lutherdenkmal (1804/05) in veränderter Bedeutung wieder. Während die Pfeiler bei Durand/Thibault die Bürgertugenden Bürgersinn, Mut, Eintracht, Arbeit, Wirtschaftlichkeit und damit gleichbedeutend die Stützen einer freiheitlichen Gesellschaft symbolisieren, so sollen die "Kolossalköpfe" am Rundtempel des Lutherdenkmals "religiöse und solche Tugenden darstellen, die demjenigen, der sie besitzt, moralischen Werth geben, und ihn zur Unsterblichkeit führen" (Katalog München 2000, WV 9, S. 208).\nWie nachhaltig der Entwurf von Durand gewirkt hat, zeigt das vorliegende unpublizierte Blatt mit einem Kapitellentwurf. Das als männliche Büste ausgebildete Kapitell bildet den Hermenkopf der "Concorde" am Tempel der Gleichheit nach, wie ein Vergleich der Frisur und der nach oben aufgerollten Voluten deutlich macht. Zwei kleine Zeichnungen am linken Rand weisen auf einen konkreten Architekturzusammenhang des Kapitellentwurfs hin. Im Rahmen einer Vier-Stützen-Konstruktion, die in Grund- und Aufriß skizziert ist, ist ihr Einsatz entwickelt worden. Ob der Entwurf dabei auf einen großen Maßstab als Tempelarchitektur oder auf einen kleinen Maßstab als Möbel in Gestalt eines Tisches ausgerichtet war, ist der Zeichnung nicht zu entnehmen. |
Autor |
MH |