Vorschau |
|
Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
|
Signaturen |
Marb. Dep. 1 |
Gegenstand |
Kassel, Wilhelmshöhe, Wasserführung im Bereich von Oktogon und Grotten, Grundriß und Schnitte |
Künstler |
Fünck, Johann Georg (Zeichner) |
Kommentar |
Von den Plänen Landgraf Karls für eine große Gartenanlage mit Kaskaden und einem bekrönenden Bauwerk am Abhang des Habichtswalds wurde von 1701 bis 1718 nur der obere Bereich realisiert (Heidelbach 1909; Holtmeyer 1910; Paetow 1929; Hoffmann 1962; Reuther 1976; Hannwacker 1992; Korsmeier 1993; Katalog Kassel 1997). Nach den Entwürfen von Giovanni Francesco Guerniero entstanden das Oktogon mit der Skulptur des Herkules, mehrere darunterliegende Grotten und eine Kaskade, die in einem Becken endete. Da nicht genügend Wasser für den ständigen Betrieb der vielfältigen Wasserspiele und der Kaskade des "Carlsberges" zur Verfügung stand, konnte diese jeweils nur für begrenzte Zeiten in Funktion gesetzt werden. Zu diesem Zweck mußte mit hohem Aufwand ein System von Reservoirs, Kanälen, unterirdischen Stollen und Leitungen angelegt werden, um das Wasser aus dem höhergelegenen Gelände des Habichtswaldes zu sammeln und zu den Baulichkeiten am Hang zu leiten (zur Wasserversorgung und -führung vgl. Holtmeyer 1910, S. 260f.; Hannwacker 1992, S. 209-212). Zwei Versorgungsleitungen verbanden das Hauptreservoir, den Sichelbachteich, mit dem Sammelbecken im Hof des Oktogons sowie zwei weiteren in der Nähe, der "Füllentränke" und dem "Unglücksteich".\nFüncks Zeichnung widmet sich dem letzten Abschitt der Wasserführung im Bereich des Oktogons bis zum Beginn der Kaskade. Sorgfältig ist der Verlauf der unterschiedlichen Leitungen eingetragen, die von den drei Reservoirs unterirdisch zu den einzelnen Punkten der Wasserspiele führen. Schnitt und Grundriß sowie ein ergänzender Text geben ein detailliertes und anschauliches Bild der für das Funktionieren erforderlichen versteckten baulichen und wassertechnischen Einrichtungen. Zur besseren Veranschaulichung verspringt der Schnitt an einer Stelle, um die seitlichen Grotten (I) des Grottenhofs in die Gesamtdarstellung einbeziehen zu können. Demgegenüber ist auf die Schnittwiedergabe des Oktogons verzichtet, da dieses, bis auf das Bassin in der Mitte, in diesem Zusammenhang keine Bedeutung besaß.\nBesonderes Interesse galt einem Schacht mit einem Schließ- und Öffnungsmechanismus ("reserrement"), dessen genaue Lage nicht angegeben ist, der sich aber laut Bezeichnung der Röhren mit "P" bei der "Füllentränke" befunden haben müßte. Die mittels eines Querholzes drehbare Vorrichtung ist zusammen mit einem Kanalabschitt sowie einem Behältnis, das die Röhren speist, in einem größeren Maßstab dargestellt.\nFünck hat sich mit den Anlage des Karlsberges intensiv beschäftigt. Zeichnerisch talentiert, lieferte er mehrere Vorlagen, die von dem Hofkupferstecher Wolfgang Christoph Mayr gestochen wurden: Ansicht und Schnitt des Oktogons (GS 9749, GS 9748; vgl. Katalog Kassel 1997, S. 157f., Nr. 60 u. 61, Abb. 112 u. 113) und eine perspektivische Gesamtansicht (GS 9746; die Vorzeichnung bei Bleibaum 1932, S. 25f., Taf. II). Auch die ebenfalls von Mayr gestochene Schnitt- und Grundrißdarstellung der Gesamtanlage (GS 12252; der Stich wurde leicht verändert auch in dem 1767 erschienenen Führer von Schmincke verwendet) könnte nach einer Zeichnung Füncks entstanden sein. Wie das vorliegende Blatt zeichnet sie sich durch Genauigkeit und Anschaulichkeit aus. Weiterhin belegt das Blatt Füncks bisher unbeachtet gebliebene Tätigkeit am Karlsberg, dessen Anlagen zu diesem Zeitpunkt bereits größere Schäden aufwiesen und ständiger Betreuung bedurften.\nDas Blatt hat nicht nur wegen der qualitätvollen und informativen Darstellung der Baulichkeiten des Karlsberges einen besonderen Stellenwert, sondern auch als eine der wenigen von Fünck signierten Zeichnungen. |
Autor |
GF |