Vorschau |
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Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
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Signaturen |
Marb. Dep. 190 |
Gegenstand |
Kassel, Park Wilhelmshöhe, Entwurf für einen Chinesischen Pavillon im Mulang (?), Grund- und Aufriß |
Künstler |
Ruhl, Julius Eugen (Zeichner) |
Kommentar |
Das am linken unteren Rand mit "Wilhelmshöhe den 9ten Mai 1834" beschriftete Blatt präsentiert den kolorierten und zusätzlich mit Gold gehöhten Aufriß sowie den Grundriß eines quadratischen Pavillons im chinesischen Stil. Das geschwungene Zeltdach mit aufgebogenem Wellenrand endet über einem Balusterknauf in einer vergoldeten schirmartigen Dachbekrönung, deren Spitze eine Mondsichel trägt. Vorgestellte Halbsäulen gliedern die Fassade und tragen ein Gebälk mit Lotusblütenfries in antikem Stil. Die dazwischenliegenden Wandflächen sind durch eine durchlaufende Sockelzone mit vertieften ornamentalen Feldern und verschiedenfarbig verglasten, gotisch anmutenden Kielbogenfenstern bzw. -türen gestaltet. Fensterrahmen und -sprossen sind durch die Vergoldung besonders hervorgehoben. Der Grundriß des dünnwandigen, aus Holz zu errichtenden Gebäudes zeigt eine Unterteilung des Innern in einen großen vorderen und zwei kleinere, gleich große hintere Räume. Neben dem Haupteingang an der Vorderfront existiert noch ein zweiter Zugang zum linken hinteren Raum.\nDas Formenrepertoire des Gebäudes orientiert sich deutlich an dem der Chinesischen Pagode im Mulang, die ebenfalls eine gewisse Farbigkeit aufweist. Bei der heute an diesem Gebäude anzutreffenden vergoldeten Dachbekrönung mit Schirm, Glockenspiel und Mondsichel, die derjenigen der Zeichnung sehr ähnlich ist, handelt es sich allerdings um eine spätere Ergänzung, ursprünglich war nur ein schirmartiges, gelapptes Blatt vorgesehen (vgl. den Entwurf in der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, Bad Homburg v. d. H., Archivnr. 3612; Temple 1990, Abb. 52). Die Einfügung des Lotusblütenfrieses unter der Dachkante verbindet die Zeichnung mit einem Entwurf für eine Voliere (ebenfalls Bad Homburg, Archivnr. 3191, vgl. Temple 1990, Abb. 49), der einen gleichartigen Fries aufweist und ebenfalls erst nach 1820 zu datieren sein dürfte. Eine weitere Zeichnung in der Plansammlung Bad Homburg (Archivnr. 1850; vgl. Temple 1990, Abb. 47) für ein “Kegelhaus zu Weißenstein”, das 1832 in sechs Tagen erbaut worden sein soll (Paetow 1929, S. 42), weist eine ähnliche Grundform und gleichermaßen gotisierende Fenster- und Türformen auf. Dies läßt darauf schließen, daß um 1830/35 unter Kurfürst Friedrich Wilhelm I. noch einmal Ideen für Gebäude im chinesischen Stil für den Wilhelmshöher Schloßpark entwickelt wurden.\nDer unbekannte Zeichner dürfte im Umkreis der Kasseler Architekten Julius Eugen Ruhl oder Johann Conrad Bromeis zu suchen sein. |
Autor |
UH |