Vorschau |
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Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
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Signaturen |
Marb. Dep. 212b |
Gegenstand |
Wilhelmsthal, Schloß, Bauaufnahme des Erdgeschosses, Grundriß |
Künstler |
Arend, Wilhelm Johann Heinrich (Architekt) |
Kommentar |
Die Wilhelmsthaler Schloßanlage besteht aus einem längsrechteckigen Hauptbau mit den Appartements und zwei Seitenflügeln, die für die Kirche und einen Küchentrakt vorgesehen waren. Entsprechend der Bauvorschriften für eine "maison de plaisance" enwickelte François de Cuvilliés ein zwei Räume tiefes Corps de Logis, wobei die Paradeappartements mit Enfilade zur Gartenseite und die Räume untergeordneter Funktion zur Hofseite hin ausgerichtet sind. Um ein mittelachsenbetontes Gebäudeinneres, bestehend aus Vestibül und Speisesaal, sind zur nördlichen Gartenseite hin das Vorzimmer, das Schlafzimmer und das Kabinett des Landgrafenappartements angeordnet. Dabei stehen die Raumgrößen im Verhältnis zu ihrer Bedeutung. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein Gästeappartement. Als Räume zweiter Kategorie sind Treppen und Bedienungsräume auf der Hofseite zu finden. Charakteristisch für eine "maison de plaisance" ist die auch am Außenbau ablesbare Bedeutung der Räume, indem Speisesaal und Schlafzimmer als Risalite aus dem Baukörper hervortreten. Entgegen den Bauvorschriften für eine "maison de plaisance" führte Cuvilliés jedoch das Erdgeschoß des Corps de Logis nicht als Hauptgeschoß aus. Die sich ungünstig zur Umgebung hin ergebende Tallage hätte die gestalterisch beabsichtigte Betonung des Geschosses geschmälert, so daß bei diesem Bau das Obergeschoß die entsprechende Position einnahm.\nDie Zeichnung vom Erdgeschoß des Schlosses Wilhelmsthal mit Corps de Logis und beiden Seitenflügel entstand dem Wasserzeichen zufolge ("J WHATMAN / 1830") in den Jahren zwischen 1830 und 1835. Diese Datierung stützt eine nachträgliche Bezeichnung auf der Blattrückseite mit der Information "Bestandsaufnahme / nach 1830". Wilhelm Johann Heinrich Arend fertigte die Zeichnung im Rahmen seiner Tätigkeit als Hofbaukondukteur an. Die Position bekleidete er bis 1845, als er nach dem Tod von Justus Schnackenberg zunächst kommissarisch, ab 1852 dann offiziell das Amt des Landbaumeisters in Hofgeismar übernahm (Bidlingmaier 2000, S. 101).\nBis auf eine Abweichung stimmt die Raumaufteilung der Zeichnung mit der ursprünglichen überein. Das zweite landgräfliche Vorzimmer ist auf dem Blatt so weit verkleinert worden, daß die Westwand mit der Schlafzimmerwand an dieser Seite fluchtet. Auffällig ist zudem eine Vesetzung von Türöffnungen und Wandnischen gegenüber dem vorgefundenen Bestand. Zunächst ist entsprechend der neuen Raumaufteilung der Zugang vom Ersten Vorzimmer des Landgrafen in die Garderobe weiter nach Osten zur Wandecke hin verlegt worden. In die gleiche Richtung verrückt zeigt sich die Kaminnische an der Nordwand des Ersten Vorzimmers. Von den seitlich des Bettes angeordneten Türen ist die zur Garderobe hin in der Zeichnung nicht mehr existent. Ähnlich verhält es sich bei dem Südappartement. Auch hier ist von den beiden Türen nur die zum schmalen "dégagement" mit Abort führende übriggeblieben. Die Kaminnische an der Südwand des Schlafzimmers wurde vergrößert, wobei gleichzeitig die zum Kabinett hin gerichtete Nische in derselben Wand verschwand. Welche Aufgabe sich direkt mit dieser Bauaufnahme verband, kann nur vermutet werden. Möglicherweise war eine verbesserte Raumnutzung beabsichtigt. |
Autor |
MH |