Vorschau |
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Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
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Signaturen |
Marb. Dep. 254,5 |
Gegenstand |
Kassel, Karlsaue, Bauaufnahme der Menagerie, Lageplan |
Künstler |
Du Ry, Simon Louis (Zeichner) |
Kommentar |
Nachdem Landgraf Wilhelm IX. kurz nach seinem Regierungsantritt 1785 die unterhalb des Kasseler Weinberges gelegene Menagerie seines Vaters aufgelöst hatte, blieb die gartenartig gestaltete Anlage offensichtlich zunächst unverändert bestehen. 1794 versuchte der Landgraf dann erfolglos, das Gelände zu verkaufen. Schließlich wurde es an eine Privatperson verpachtet und in eine große Wiese, die spätere Hofbleiche, umgewandelt (StAM Best. 53f, 132; Holtmeyer 1923, S. 409). Möglicherweise war die Verkaufsabsicht, zu der am 27.2.1794 eine Resolution erlassen wurde (StAM Best. 53f, 132), der Anlaß, den Bestand des Menageriegartens noch einmal zeichnerisch festzuhalten. Laut Vermerk im Inhaltsverzeichnis des Klebebands stammt Du Rys Lageplan aus dem Jahr 1793. Es ist jedoch denkbar, daß Du Ry auf einen bereits zu einem früheren Zeitpunkt angefertigten Plan zurückgriff und diesen aktualisierte und ergänzend beschriftete. So fällt auf, daß an drei Stellen Gebäudedarstellungen rasiert und die Flächen anschließend neu laviert wurden, wie sich leicht an den unterschiedlichen Farbwerten erkennen läßt. Die Umrißlinien dieser Baulichkeiten sind an diesen Stellen noch in Resten sichtbar. Wie der Vergleich mit dem Stadtplan von Friedrich Wilhelm Selig von 1781 (Holtmeyer 1923, Taf. 15) zeigt, handelt es sich um zwei Bauten im östlichen Bereich des Gartens und ein außerhalb an der Drusel gelegenes Haus. Weiterhin ist das erst nach 1781 erbaute Treibhaus (D) eindeutig nachträglich und mit anderer Tinte einskizziert. Die rote Markierung in der Gartenmitte könnte mit einer geplanten Grenzziehung beim vorgesehenen Verkauf in Zusammenhang stehen. Ein weiteres Indiz für einen früheren Entstehungszeitraum von Du Rys Lageplan ist die Darstellung der Weinstöcke am Hang des von Landgraf Friedrich II. angelegten Weinbergs. Dieser bestand 1793 bereits längere Zeit nicht mehr und war nach Verkauf parzelliert worden (Hochapfel 1906, S. 111; Fenner 1991, S. 137). Auf Seligs Plan ist dieser ältere Zustand des Weinbergs noch dargestellt. Beide Pläne stimmen, abgesehen von den wenigen durch Du Ry vorgenommenen Änderungen, völlig überein, so daß eine ungefähr zeitgleiche Entstehung möglich erscheint.\nDu Rys Zeichnung ist, wie auch die Darstellung bei Selig, ein Beleg dafür, daß bei der Einrichtung der Menagerie durch Friedrich II. die barocke Gestalt des maximilianischen Gartens beibehalten und im wesentlichen nur durch Erstellung einiger Kleinbauten für die neue Nutzung hergerichtet wurde. Die ältere Aufteilung des Gartens in zwei ungefähr gleich große Kompartimente findet sich bereits auf den Stadtplänen aus der Zeit vor dem Siebenjährigen Krieg (vgl. den Plan der Karlsaue von 1728 im Nationalmuseum Stockholm, THC 347, s. Reuther 1975, Abb. 2 oder den Stadtplan von Leopold in der revidierten Fassung von 1757, GS 12466, Holtmeyer 1923, Taf. 13). Diese Zweiteilung lassen auch die Pläne Du Rys und Seligs erkennen. Der etwas höher gelegene westliche Abschnitt ist mit seiner Anordnung der Parterrefelder und einem Wasserbecken auf das ehemalige Lusthaus des Prinzen Maximilian (A; hier als "Orangerie" bezeichnet) bezogen. Von der Menagerie sind in den jeweils viergeteilten äußeren Rasenflächen die "Hühner häuser" (G) sowie bei den das Becken viertelkreisförmig umfassenden Hecken die "alte[n] Adler Häuser" (H) und schließlich auch die schon bei Selig erscheinenden Taubenhäuschen (?) des breiten Mittelwegs gezeigt (vgl. auch die Beschreibung der Menagerie bei Günderode 1781, S. 69). Der halbkreisförmige westliche Abschluß scheint neben der umschließenden Hecke auch vier Treillagen enthalten zu haben, wie die gitterartige Kennzeichnung vermuten läßt. Die grau lavierte Böschung, die auch auf Du Rys früherem Entwurf L GS 13524 vorgesehen ist, vermittelt zum höherliegenden Gelände der Landstraße. Auch innerhalb des Gartens mußte das zum Auepark hin abfallende Niveau durch eine weitere Böschung ausgeglichen werden. Ein von einer Hecke umschlossenes vertieftes Parterre mit kleinem Wasserbecken liegt quer zur Mittelachse, die hier unterbrochen wird. Es folgen zwei kleine, von Diagonalwegen durchzogene Bosketts und ein größeres Wasserbecken, die von Baumreihen flankiert werden. Die beiden Viertelsegmente des Ostabschlusses zeigen Bosketts mit geschlängelten Wegen.\nVon besonderem historischen Interesse ist die Markierung der Gräber von "einigen Hundert Franzosen", die während des Siebenjährigen Krieges außerhalb der nordöstlichen Gartenmauer beigesetzt wurden. Wahrscheinlich war ein großer Teil von ihnen in dem zeitweilig als Lazarett genutzten Lusthaus des Prinzen Maximilian verstorben (Holtmeyer 1923, S. 407). |
Autor |
GF |