Vorschau |
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Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
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Signaturen |
Marb. Dep. 34 |
Gegenstand |
Wilhelmsthal, Schloß, Entwurf zum Erdgeschoß des Corps de Logis und zu den Galeriebauten, Grundriß |
Künstler |
Du Ry, Simon Louis (Zeichner) |
Stempel |
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Wasserzeichen |
Lilie über Wappenschild mit zwei Schräglinksbalken |
Papierqualitaet |
Papier |
Papierfarbe |
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Größe |
448 x 299 mm
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Zustand |
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Montierung |
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Datierung |
1746 |
Kommentar |
Im Rahmen der ersten von Simon Louis Du Ry entwickelten Wilhelmsthal-Entwurfsfolge entstanden neben den Gebäudeaufrissen auch Einzelblätter von Geschoßgrundrissen des Corps de Logis.\nAn den Hauptbau schließen konkav eingebogene Galeriebauten an, die die Verbindung zu den hier als angeschnittene schwarze Blöcke erscheinenden Seitenflügeln darstellen. Offensichtlich war dieser Teil der Schloßanlage zu vernachlässigen, weil entsprechende Grundrißkonzepte bereits vorlagen oder sich wie im Fall des Kirchflügels zur Zeit der Entstehung dieses Entwurfs in der Ausführung befanden. Den Gedanken der gerundet einschwingenden Galerien sollte Simon Louis Jahre später beim Landschloß Hüffe und beim Schloßbau von Wilhelmshöhe wiederaufgreifen.\nEntsprechend der französischen Architekturtheorie für ein derartiges Landschloß gestaltete Simon Louis Du Ry das Erdgeschoß als Hauptgeschoß und legte einen Raumplan mit Mittelachsenausrichtung zugrunde. Hinter einem hofseitig gelegenen quadratischen Vestibül mit abgeschrägten Ecken liegt der große, für festliche Hofgesellschaften vorgesehene "Sallon". Seitlich dieser beiden Räume folgen zwei Appartements mit entsprechenden Erschließungsmöglichkeiten. Gemäß der Grundrißdisposition einer "maison de plaisance" sind die Räume erster Kategorie gartenseitig ausgerichtet. Dazu gehören die beiden Schlafzimmer, wobei das nördliche mit einem in den Raum hineinragenden Prunkbett wohl dem Landgrafenappartement zuzurechnen ist. Neben dem Bett liegende Türen führen in das intimste Zimmer des Appartements, das Kabinett, und in die vom Vestibül aus zugängliche Garderobe mit anschließendem schmalen Toilettenraum. Das Kabinett ermöglicht seinerseits den Zugang zur Galerie und damit zum Kirchflügel.\nDie Südwohnung verfügt durch das in diese Gebäudehälfte plazierte Treppenhaus und ein Durchgangszimmer zwischen Vestibül und Küchengang über eine weniger vorteilhafte Raumaufteilung. Neben dem ebenfalls zur Gartenseite ausgerichteten Schlafzimmer wurde nur ein weiterer als Garderobe nutzbarer Raum angelegt. Durch die Alkovennische und den hineinragenden Treppenhausteil entstehen ungünstige, für die Wohnraumaufteilung 'verlorene' Zwickelräume. Einen wesentlichen Nachteil dieser von Du Ry vorgelegten Grundrißplanung stellen die bei beiden Wohnungen fehlenden Vorzimmer dar. Offensichtlich befand sich Du Ry in einer Zwangslage. Um die Räume bei dem vorgegebenen Umfang des Corps de Logis nicht wesentlich zu verkleinern, verringerte er die Anzahl der Zimmer. Auch die Größenverhältnisse zwischen den einzelnen Räumen können nicht recht überzeugen. Das gegenüber dem wichtigsten offiziellen Raum der Etage, dem Salon, extrem eingezogene Vestibül verliert sich in der hofseitig ausgerichteten Raumfolge. \nHinsichtlich der Beschriftung fällt dieses Blatt aus dem Konvolut der ersten Entwurfsserie heraus. Charakteristisch für das Schriftbild ist das große "G" mit offener Schlaufe unterhalb der Orientierungslinie, das runde "n" und "m" und die Ausführung des Großbuchstabens "A" im Titel. Auch orthographisch unterscheidet sich der Titel des Blattes von denen der ersten Entwurfsserie. "Amelien-Thal" ist, wie auf dem Gartenplan von Du Ry (Marb. Dep. 26), getrennt geschrieben. Schrifttypologisch zeichnen sich hier jedoch keine Gemeinsamkeiten ab. Demgegenüber verdeutlicht ein Schriftvergleich den Zusammenhang von Marb. Dep. 28, 30, 31, 32 und 33. Besondere Merkmale sind hier das große "G", das auf der Orientierungslinie aufsitzt, das kastenförmige "n" und "m", ein vergrößertes Kleinbuchstaben-"A" und das Zusammenschreiben der beiden Wortsilben "Amelien" und "Thal". Da alle genannten Blätter einer Entwurfsserie zugehören, ist nicht recht erklärlich, warum dieser Grundrißentwurf von einer anderen Hand (dem Vater von Simon Louis?) bezeichnet worden sein sollte. Vielleicht fehlte hier die Beschriftung und wurde nachträglich ergänzt. Auch die Lavierung scheint später nachgezogen worden zu sein. Außerdem besitzt das Blatt nicht die spätere - möglicherweise vom landgräflichen Bauamt - hinzugefügte Numerierung. Ob dieses Blatt nicht nach Kassel versandt wurde und erst später in das Entwurfskonvolut gelangt ist, ließ sich jedoch nicht feststellen. |
Autor |
MH |