Blatt

Marb. Dep. 7

Kassel, Staatliche Museen, Graphische Sammlung - Zope-Id: 13716

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Vorschaubild
Originalscan
Ort Kassel
Institution Graphische Sammlung
Teilbestand
Signaturen Marb. Dep. 7
Gegenstand Wilhelmsthal, Schloß, Garten, Entwurf zur Kaskade, Grundriß und Ansicht
Künstler Fünck, Johann Georg (Architekt)
recto recto Zeichnung Zeichnung
Beschriftung Beschriftung  /  Beschriftung
Skala Maßstab
verso verso
Stempel
Wasserzeichen "I VD (Ligatur) I" (?) / "PRO PA(T)R(IA) " Wappenschild mit der Büste eines römischen Soldaten (?)
Papierqualitaet Papier
Papierfarbe
Größe 292 x 410 mm
Zustand
Montierung
Datierung 1749 (vor)
Bauwerk
Bauwerk-Links
Schriftquellen
Zeichnungen
Stiche
Fotos
CAD
Literatur
Kommentar Ansicht und Grundriß der auf diesem Blatt dargestellten Kaskade geben einen Eindruck von dem ursprünglichen, durch Wilhelm VIII. geplanten Vorhaben (Schmidt-Möbus 1995, S. 89f.; Schmidt-Möbus 1999, S. 127-132). Laut Bezeichnungstext - "Grundriß der Cascade, wie sie weiter / vorwärts gerückt ist, mit einem Wasser- / fall in das grosse Bassin." - gibt die Zeichnung einen Entwicklungszustand wieder, der nach einer anderen Planungsausrichtung die Verlegung der Kaskade in unmittelbare Schloßnähe vorsah. \nDie hier gezeigte, mit einem Hauptteil und zwei Nebenarmen reich ausstaffierte Anlage, die in dieser Gestalt schon auf dem Gartenplan von J. G. Fünck (Marb. Dep. 9) nachweisbar ist, setzt sich aus einem breiten Hauptwassersturz und kleinen, in den Seitenarmen links und rechts abwechselnd stufig und eingenischt angeordneten, frei fallenden Wasserläufen zusammen. Den Rundbogennischen sind in dem schmalen Auffangbecken sechs kleine Schalenbrunnen zugeordnet. Während die Treppenwangen im Abschnitt der seitlichen Wasserläufe durch Figurenstellungen akzentuiert werden, wird die Geländerrahmung der Hauptkaskade durch Vasenstellungen aufgewertet. Auf diese höhere Ebene der Anlage führen mehrteilige seitliche Rampen, an deren Zugängen Sphingen lagern. Den Anschluß zum Geländeniveau des angrenzenden Gartens bildet eine schräge Rasenböschung, die - wie auf dem Fünckschen Gartenplan deutlich wird - zangenförmig um das dreipaßförmige Becken greift. Zwischen Rasenböschung und Wasserbecken wird ähnlich wie bei der Grottenanlage ein tiefer gelegener Weg geführt. Eine genaue Betrachtung des vorliegenden Blattes zeigt ein Abweichen zwischen der Ansicht und dem Grundriß bei der Gestaltung des zur Kaskade ausgerichteten oberen Bassinteils. So ist der flache Bogen in der Ansicht nicht mit der weit ausladenden Bogenform des Grundrisses in Deckung zu bringen. Während in der Ansicht ein flacher Wasserfall mit Figuren (Bleibaum identifizierte sie als wasserspeiende Tritonen; Bleibaum 1932, S. 38). ausgeführt wurde, ist im Grundriß eine den Beckenbogen fast vollständig ausfüllende Reihung kleiner Wasserbuffets verzeichnet. Die Wasserfläche des Bassins wird in der Ansicht zusätzlich durch drei Fontänen gestaltet, in den Auffangbecken der Seitenarme fehlen dagegen die Schalenbrunnen. Es handelt sich offensichtlich um zwei Varianten eines Entwurfs. \nDurch Schriftvergleich und stilistische Analyse läßt sich der Knobelsdorff-Mitarbeiter Johann Georg Fünck als ausführender Zeichner ermitteln. Wie bereits Bleibaum feststellte (Bleibaum 1932, S. 39), ist die hier verwandte zeichnerische Technik gerade im Hinblick auf die Darstellung von bewegtem Wasser mit anderen Fünck zugeschriebenen Zeichnungen vergleichbar (er zieht hierzu eine Gesamtdarstellung des Karlsberges heran, die von Fünck auch signiert wurde; Bleibaum 1932, S. 25f. u. Taf. II). Über eine Lavierung ist mit dem Pinsel eine wellenfömige Struktur gelegt, die mittels wechselnder Blautöne die Bewegung des Wasser anschaulich machen soll. Vergleichbar ist hier eine signierte Darstellung des Wilhelmshöher Oktogons mit dem Wasserleitungssystem (Marb. Dep. 1), die, da sie mit einem langen Erklärungstext ausgestattet ist, auch zu einem Schriftenvergleich herangezogen werden kann. Auch die Fünck zugeschriebene Zeichnung der Wilhelmsthaler Menagerie (Marb. Dep. 5) weist eine derartige Behandlung des Wassers auf. Ein für den Zeichenstil von Fünck charakteristisches Merkmal ist zudem die auch in dem vorliegenden Blatt auftretende Detailgenauigkeit. Wie ein Vergleich mit dem großen Gartenplan (Marb. Dep. 9) zeigt, muß vor der Abreise Füncks nach Paris im Jahr 1749 eine Planänderung beim Kaskadenbau stattgefunden haben, da bei der Kaskadenzeichnung die auffällige Verbreiterung des Kanals unmittelbar vor dem Kaskadensturz nicht ausgeführt ist (vgl. hierzu Schmidt-Möbus 1995, S. 124).
Autor MH