Blatt

Marb. Dep. 80

Kassel, Staatliche Museen, Graphische Sammlung - Zope-Id: 13728

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Originalscan
Ort Kassel
Institution Graphische Sammlung
Teilbestand
Signaturen Marb. Dep. 80
Gegenstand Entwurf für einen longitudinalen Kirchenbau, Grundriß
Künstler Wolff, Johann Henrich (Zeichner)
recto recto Zeichnung Zeichnung
Beschriftung Beschriftung
Skala Maßstab
verso verso
Stempel
Wasserzeichen Medaillon mit steigendem Löwen und Umschrift "PRO PATRIA EIUSQUE LIBERTATE" (?)
Papierqualitaet Papier
Papierfarbe
Größe 225 x 385 mm
Zustand
Montierung
Datierung 1790 (um)
Bauwerk
Bauwerk-Links
Schriftquellen
Zeichnungen
Stiche
Fotos
CAD
Literatur
Kommentar Wie der Zusatz "inventeé" neben der Signatur verdeutlicht, handelt es sich bei der kleinformatigen Zeichnung um einen der wenigen eigenständigen Entwürfe von Johann Henrich Wolff. Sie zeigt einen longitudinalen Kirchenbau im Grundriß, dessen charakteristisches Merkmal eine als Rotunde konstruierte Vorhalle darstellt. Die Erschließung des Kirchengebäudes erfolgt über zwei den Schmalseiten zugeordnete Eingänge, wobei der zur Rotunde gehörige, durch die vorgelagerte Freitreppe und die der Fassade vorgelegten Seitenrisalite als Haupteingang zu interpretieren ist. Lisenenpaare gliedern die Mauerflächen am Außenbau, wo sie den vorderen und den rückwärtigen Eingang flankieren, ebenso wie die Wände des Rotundenraumes. Von der Rotunde führen Erschließungskorridore in quadratische Seitenräume, von denen der Zugang über eine quergestellte Empore erfolgen kann. Längsgerichtete Emporenbühnen können von der gegenüberliegenden Kirchenschmalseite aus erschlossen werden. Sie können über den Nebeneingang auf dieser Seite erreicht werden, ohne das Kirchenbesucher den gesamten Kirchenraum durchqueren müssen. Das liturgische Zentrum mit dem Altar und der unmittelbar dahinter positionierten Kanzel ist etwas tiefer in den Raum gerückt und wird durch ein Podium erhöht präsentiert. Hierbei könnte sich Wolff auf die Vorschriften Blondels berufen haben, der bei der baulichen Konzeption einer Kirche die Konzentration der Gläubigen auf den Altar als wichtige Grundvoraussetzung ansah (Blondel 1752-1756, Bd. I, 1752, S. 366). Im Rahmen einer nach einem Blondel-Entwurf angefertigten Zeichnung hatte sich Wolff in einem weiteren Blatt mit einer derartigen Kirchenraumsituation auseinandergesetzt (Marb. Dep. 83).\nOb der Entwurf mit einer konkreten Bauaufgabe in Zusammenhang steht, ist noch ungeklärt. Das Projekt läßt sich mit einer Stadtpfarrkirche mittleren Formats vereinbaren. Angesichts der breiten Mauerzüge war für die Rotunde sicher eine Kuppellösung anvisiert, die dem Bau eine repräsentative Außengestalt verliehen hätte. Die Gestaltung im Innern folgt im Hinblick auf den Saalraum mit den eingezogenen Emporenbühnen dem Typ protestantischer Stadtpfarrkirchen dieser Zeit, der auch in Kassel mehrfach vertreten ist (s. Garnisonkirche, Unterneustädter Kirche).
Autor MH