Vorschau |
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Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
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Signaturen |
Marb. Dep. 82 |
Gegenstand |
London, Somerset House, Aufriß (Nachzeichnung?) |
Künstler |
Wolff, Johann Henrich (Zeichner) |
Stempel |
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Wasserzeichen |
Krone über Wappenschild mit Lilie (?), angeschnitten |
Papierqualitaet |
Papier |
Papierfarbe |
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Größe |
351 x 218 mm
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Zustand |
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Montierung |
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Datierung |
1790 (um) |
Kommentar |
Die hier vorliegende Aufrißzeichnung zählt zu den qualitätsvollsten Studienblättern Johann Henrich Wolffs, die nach einer Vorlage entstanden sind. Neben der klaren Linienführung überzeugt die differenzierte Detailgestaltung, die im Gegensatz zu einer Reihe anderer Studienblätter die figürlichen Objekte nicht ausschließt. \nDas 1776 bis 1780 nach Plänen von William Chambers errichtete Somerset House ersetzte einen Vorgängerbau von Inigo Jones (Great Gallery 1661/62 errichtet), auf den es sich typologisch auch bezog. Über einem Rustikauntergeschoß erheben sich piano nobile und ein Mezzaningeschoß, die durch korinthische Kolossalsäulen miteinander verklammert werden. Ausgehend von dem italienischen Stadtpalast der Renaissance, als dessen Prototyp Bramantes "Haus Raffael" gilt, findet der Bautyp des Sockelhauses mit Kolossalordnung sowohl als Alternativprojekt für Palladios Palazzo Iseppo di Porto als auch bei Arbeiten Pietro da Cortonas und Berninis Verwendung (Palazzo Chigi-Odescalchi, Palazzo an der Piazza Colonna). Eine weite Verbreitung erlangte der Bautyp jedoch durch den englischen Palladianismus. Zusammen mit dem 1640 erbauten Londoner Lindsay House übte die flußseitige Fassade der "Great Gallery" des Londoner Somerset House einen starken Einfluß aus. Eine besondere Bedeutung erlangte dieses Fassadenschema für die Kasseler Architekturgeschichte durch seine Verwendung an dem von Simon Louis Du Ry entworfenen Weißensteinflügels des Wilhelmshöher Schlosses. Du Ry, der Chambers wohl persönlich kannte, verschmolz hier Elemente des italienischen, französischen, englischen und deutschen Sockelhauses zu einer neuen Einheit (Dittscheid 1987, S. 99f.).\nDurch eine Grundrißzeichnung mit der Darstellung des Weißensteinflügels ist die Beteiligung Johann Henrich Wolffs am Wilhelmshöher Schloßprojekt nachweisbar (GS 1924/164). Ob Wolff die vorliegende Aufrißzeichnung aus eigenem Interesse anfertigte, da er um die Bedeutung des Objekts als wichtigen Vorbildbau wußte, oder ob sie auf direkte Anweisung Du Rys entstanden ist, läßt sich ohne schriftliche Hinweise nicht beantworten. Der Zeichenstil, der Schriftzug des Titels sowie der Namenszug lassen eine deutliche Gemeinsamkeit zu dem Blatt mit der Darstellung des Grundrisses des Weißensteinflügels erkennen, das bauchronologisch in die Zeit um 1790 zu datieren ist. Eine weitere Übereinstimmung findet sich bei einer Grundrißzeichung der Pariser Comédie Française (Marb. Dep. 86), die das Datum 1790 trägt. |
Autor |
MH |