Vorschau |
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Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
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Signaturen |
GS 15535 |
Gegenstand |
Hanau, Entwurf zum Neustädter Rathaus, Aufriß und Schnitt |
Künstler |
unbekannt, () |
Stempel |
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Wasserzeichen |
Krone über Wappen mit Lilie und "C & I HONIG" |
Papierqualitaet |
Papier |
Papierfarbe |
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Größe |
351 x 524 mm
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Zustand |
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Montierung |
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Datierung |
1725 (um) |
Kommentar |
Das auf dem Blatt im Aufriß und dem Grundriß des Dachreiters (unten) präsentierte Gebäude wurde bereits um 1930 als Aufriß des 1725-33 von Christian Ludwig Hermann errichteten Neustädter Rathauses in Hanau erkannt, wie aus dem Eintrag in einer älteren Bestandsliste der Graphischen Sammlung bzw. des Kupferstichkabinetts hervorgeht, wo das Blatt S. 40 unter der Nummer 460 als "Fassade (des Neustädter Rathauses zu Hanau?)“ erscheint. Auf dem aus gleicher Zeit stammenden Inventarblatt des Kasseler Kupferstichkabinetts wird diese topographische Zuschreibung bereits als feststehende Tatsache notiert (Aktenordner "ANSICHTEN hessischer Staedte und Doerffer“ [sic], Staatliche Museen Kassel, Graphische Sammlung, Blatt Hb 22, a-n). Dementsprechend findet sich auf dem Blatt der zu einem unbekannten Zeitpunkt unten rechts in Graphit mit Vorbehalt notierte Vermerk "Hanau? / Neustädter Rathaus?“.\nJutta Schuchard nimmt an, daß die Zeichnung den Zustand des Gebäudes nach dem 1755 erfolgten Aufsetzen des Dachreiters und der damit verbundenen Erhöhung des Daches zeigt (Ms Schuchard; zum Rathaus und zu dessen Architekten vgl. Winkler/Mittelsdorf 1897, S. 200-206; Dielmann 1966; Wolf 1988, S. 458-463). Allerdings fallen einige Abweichungen zwischen der Darstellung des Dachreiters und dessen durch Photographien dokumentiertem alten Bestand auf. Weiterhin weist die Fassade in der Darstellung der Chronik von Georg Friedrich Dhein (1738) wie auch beim ausgeführten Bau geringere Geschoßhöhen und generell gedrungenere Proportionen auf, so daß es zu einer stärkeren Breitenwirkung des Gebäudes kommt. Die Breitenwirkung hebt Wolf als besonderes Charakteristikum der Bauten Hermanns hervor (Wolf 1988, S. 499; zu Dhein vgl. Dielmann 1966, S. 115, Anm. 1 u. Taf. 5,2 sowie Wolf 1988, S. 452, Anm. 36). Weiterhin unterscheiden sich neben weiteren Details der Fassadengestaltung insbesondere der Schmuck des Giebels oder die oberen Dachgauben in der Zeichnung und der Ausführung deutlich voneinander. Demnach kann es sich bei dem Blatt nicht um eine Bestandsaufnahme aus den 50er Jahren des 18. Jahrhunderts handeln, sondern eher um einen im späten Planungszusammenhang kurz vor Baubeginn um 1724/25 entstandenen Entwurf. Diesem ist zu entnehmen, daß bereits von Anfang an ein Dachreiter für das Rathaus vorgesehen war.\nDie Darstellungsweise des Gebäudes entspricht in der zeichnerischen Qualität, der Art der Lavierung und spezifischen Details wie dem Schattenstreifen unter dem Aufriß oder der Form und Anordnung des Maßstabs sehr genau der Folge von Entwürfen für barocke städtische Privatbauten und Möbel (GS 15526 - GS 15537 u. GS 15813), die von einem oder zwei bislang unbekannten Zeichnern um 1730-50 in einheitlicher Darstellungsweise angefertigt wurden. Im Unterschied zu diesen, die den Charakter von Vorlageblättern haben und möglicherweise nach solchen entstanden sind, handelt es sich in diesem Fall jedoch um ein konkretes Bauprojekt, das weniger aufwendig gestaltet wurde.\nAls Zeichner kommt der von Schuchard vermutete Jakob Friedrich Heerwagen nicht in Frage, wenn man von dem vorgeschlagenen Entstehungszeitpunkt des Blattes vor dem Baubeginn (1725) ausgeht. Gegen Heerwagen spricht auch die mäßige Qualität seiner Nachzeichnung einer Bürgerhausfassade (GS 15525) nach der Vorlage GS 15526 (vgl. dort). Eher wäre an die Zuschreibung des Blattes an den Architekten des Rathauses, Christian Ludwig Hermann (um 1687/88-1751), zu denken. Doch liegt es näher, den Autor des Blattes mit dem der genannten Folge von Entwürfen zu identifizieren oder in dessen Umkreis zu suchen, wobei der Bezug zu Hanau noch ungeklärt ist. |
Autor |
GF |