Blatt

GS 12255

Kassel, Staatliche Museen, Graphische Sammlung - Zope-Id: 7584

Vorschau
Vorschaubild
Originalscan
Ort Kassel
Institution Graphische Sammlung
Teilbestand
Signaturen GS 12255
Gegenstand Salzdahlum, Entwurf zum Schloßgarten, Plan
Künstler unbekannt, ()
recto recto Zeichnung Zeichnung
Beschriftung Beschriftung  /  Beschriftung
Skala Maßstab
verso verso
Stempel
Wasserzeichen Krone, "CANDER" darüber Kreuz mit "N" und "I"
Papierqualitaet Papier
Papierfarbe
Größe 460 x 674 mm
Zustand
Montierung
Datierung 1750 (um)
Bauwerk
Bauwerk-Links
Schriftquellen
Zeichnungen
Stiche
Fotos
CAD
Literatur
Kommentar Der mit "Nro. 14" in der linken oberen Ecke bezeichnete und mit einem Maßstab in "ehlen" (Ellen) versehene Plan präsentiert einen sorgfältig kolorierten Gartenentwurf für das 1688 bis 1694 von Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel erbaute Schloß Salzdahlum. Nach I. Dennerlein (Dennerlein 1969) handelt es sich um einen Modernisierungsentwurf der bestehenden Gartenanlage um 1750. Der Name des Zeichners ist ebensowenig bekannt wie die Provenienz des Blattes.\nDer langgestreckte, an einer Schmalseite halbrund abschließende Garten wird in dieser Zeichnung durch die vor dem Corps de Logis des Schlosses am unteren Ende des Blattes angelegte Terrasse und die daran anschließenden Wandelgänge mit Arkaden eng mit der Architektur verknüpft. Eine durchgehende Querachse teilt die Anlage in zwei Teile. Das Parterre vor dem Schloß wird von zwei hufeisenförmigen Terrassenwällen begleitet und mittig von zwei querrechteckigen Fischteichen in Längsrichtung abgeschlossen. Im Zentrum steht eine Fontäne, die von vier Broderieparterres im französischen Stil eingefaßt ist, deren Muster nach Dennerlein nicht ohne die entsprechenden Vorlagen in A. J. Dezallier d'Argenvilles "La Théorie et la pratique du jardinage", 1709 erstmals in Paris erschienen, denkbar ist. Jeweils zwei quadratische Broderieparterres setzen diese Gestaltung in Längsrichtung vor dem Schloß und vor den Fischteichen fort. Zwei Boskette mit einem gleichmäßigen Raster von eingeschnittenen Wegen füllen beidseitig den Raum vor den Wällen. Hinter den Fischteichen schließen sich weitere ausgedehnte Boskettquartiere an. Die breite Mittelallee, die in der ursprünglichen Anlage dicht mit Statuen besetzt war, führt über einen runden Fontänenteich zum Bau des "Parnaß" mit dem "Latonabecken". Zwei weitere Wasserbecken seitlich dahinter wiederholen in ihrer Form den apsidenförmigen Gartenabschluß an dieser Seite. Zwischen ihnen wird die breite Mittelallee, deren Fortsetzung außerhalb des Gartens bis nach Wolfenbüttel reichte, bis zum Einfahrtstor weitergeführt. Die den Boskettgarten durchquerende Allee endet an der einen Seite in einer kleinen "Eremitage", auf der anderen Seite liegt hier das "Gartentheater", das nach dem Vorbild des Heckentheaters im Park von Schloß Herrenhausen errichtet wurde.\nGegenüber der im bekannten Stich von Tobias Querfurt 1710/14 (Dennerlein 1969, Abb. 1) festgehaltenen Gartenanlage zeigen sich Veränderungen vor allem durch die Einfügung von ausgedehnten Bosketten mit Plätzen und variierten Grünräumen seitlich der Längsachse und die großflächige Anlage von Nutzgärten in der Randzone. Auffällig ist auch das Fehlen der zahlreichen, für diese Anlage charakteristischen Bildwerke. Dennerlein schlußfolgert: "Das im Kasseler Entwurf überall festzustellende Bemühen um 'variété', die intensive Durchsetzung der Boskettmasse seitlich der Parterres mit zahlreichen, betont unterschiedlichen Grünräumen, die Einrichtung besonders kleiner, intimer Kabinette hier und in den großen Boskettgevierten, und die Reduzierung von durchgehenden Achsen und Blickbahnen im eigentlichen Boskettgarten verraten Tendenzen, die verdichtet gerade in der Gartenkunst des Rokoko, in den vierziger und fünfziger Jahren des 18. Jahrhunderts, zu beobachten sind" (Dennerlein 1969, S. 209).\nEine Flurkarte von Salzdahlum aus dem Jahre 1764 zeigt deutliche Spuren von Veränderungen, aber auch bereits von Verfall. Es sollte keine fünfzig Jahre mehr dauern, bis das Schloß, ein Fachwerkbau, und der Lustgarten fast völlig verschwunden waren.\nÜber die Herkunft der Zeichnung ist nichts bekannt, eine Verbindung zu Kassel ergibt sich über den Hofgärtner Daniel August Schwarzkopf (1738-1817), der u. a. in Salzdahlum und Herrenhausen ausgebildet wurde, bevor er 1766 in Kassel die Verantwortung für den Schloßpark in Wilhelmshöhe übernahm und schließlich 1790 Generaldirektor der fürstlichen Gärten wurde (Modrow 1998, S. 235). Möglicherweise kam der Plan aus seinem Besitz in die Hände der fürstlichen Verwaltung, die auch die von anderen Blättern bekannten Numerierungen am oberen Rand des Blattes vornahm.
Autor UH