Vorschau |
|
Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
|
Signaturen |
GS 12508 |
Gegenstand |
Kassel, Theater Napoleonshöhe, Entwurf der Hauptfassade, Aufriß |
Künstler |
Klenze, Leo von (Architekt) |
Kommentar |
Die langgestreckte Hauptfassade des pavillonförmigen Theaterbaus wird von horizontalen Gliederungselementen dominiert, die im unterem Teil durch die zweiteilige hohe Sockelzone und im oberen Teil durch die Gebälk- und Attikazone gebildet werden. Das ausgeführte Walmdach ließ Klenze aus gestalterischen Gründen in der Zeichnung einfach wegfallen (Nerdinger 2000, S. 13). Mit dieser Aufteilung versuchte Klenze die Diskrepanz zwischen der Fassaden- und der Raumaufteilung aufzufangen, die sich einerseits aus seinen Vorstellungen einer Gartenarchitektur im Pavillonstil und andererseits aus den mit dem Bau verbundenen Nutzungsansprüchen ergab. Die eingeschossige Fassadengestaltung konnte auf diese Weise einem zweigeschossigen Innern zugeordnet werden, das auf ein Logen- und Rangsystem ausgelegt war. Eine überzeugende konstruktive Lösung stellt der Entwurf jedoch nicht dar. Zwar war es so möglich, das Erdgeschoß unter dem Königsfoyer auf niedrigem Niveau noch hinter der Sockelzone zu verbergen, der Zuschauerraum mußte jedoch unter das Bodenniveau abgesenkt werden. Die Schauspieler-Garderoben konnte Klenze nur sehr beengt im Dachgeschoß unterbringen. Bei der Gestaltung der Fassade wich er entgegen architekturtheoretischen Grundsätzen von einer regelmäßigen Fensteraufteilung ab und versuchte dies bei anderen gestalterischen Konzepten durch arabeskenartigen Dekor (vgl. die Entwurfszeichnung, 1809/10, Staatliche Graphische Sammlung München, Inv. Nr. 27050) bzw. durch Figurenstellungen (vgl. Kupferstichwerk, um 1812, Staatliche Museen Kassel, Graphische Sammlung, GS 5614) zu kaschieren (Nerdinger 2000, S. 13). Im Fall des vorliegenden Entwurfs verzichtete er dagegen auf die dekorative Ausschmückung, so daß die unterschiedlichen Fensterabstände besonders ins Gewicht fallen.\nDie Hauptfassade akzentuiert ein toskanischer Viersäulenportikus über einer niedrigen Freitreppe mit Rampen auf beiden Seiten. Dieses konstruktive Detail findet sich zusammen mit den Wangenmauern, die die äußeren Portikussäulen wie aufgesockelt erscheinen lassen, auch in der Münchener Entwurfszeichnung (Staatliche Graphische Sammlung München, Inv. Nr. 27050) wieder. Auch mit der malerischen Auslegung des Schattenwurfs bezog sich Klenze noch auf den älteren Entwurf. Die Wangenmauern wurden allerdings, entgegen der Beschreibung von Buttlars (Buttlar 1986, S. 189), ohne die emporführenden Rampen gestaltet. In der Werkzeichnung (GS 12507), die aufgrund des engen Zeitrahmens zwischen Planung und Ausführung nicht viel später angesetzt werden kann, griff Klenze das Rampenmotiv nochmals auf. |
Autor |
MH |