Vorschau |
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Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
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Signaturen |
GS 12882 |
Gegenstand |
Entwurf zu einem Palais im französischen Stil, Aufriß und Schnitt |
Künstler |
von Dopff, Daniel Wolf (Zeichner) |
Kommentar |
Die sorgfältig kolorierte Zeichnung, zu der offensichtlich der im ehemaligen Codex Fol. A 37 an anderer Stelle eingeklebte Grundriß GS 12888 gehört, zeigt in Aufriß und Querschnitt einen repräsentativen Palaisbau im französischen Stil, jeweils im Sockelbereich signiert "Dopff ing". Langgestreckte Sprossenfenster, getrennt von Doppelpilastern, prägen die Fassade im Hauptgeschoß, das sich über einem abgeböschten Sockelgeschoß mit Bandquadern erhebt. Das Mansarddach über einem deutlich akzentuierten, umlaufenden Kranzgesims wird von einer umlaufenden Balustrade mit angedeuteten Vasen auf paarigen Podesten geschmückt, die das Motiv der Doppelpilaster wieder aufnehmen. An der Langseite wird die Balustrade von einem Wappengiebel unterbrochen, der die zwei mittleren Fassadenachsen überspannt. Die breit angelegten Treppenläufe vor dem Haupteingang werden von Nischenwänden mit Statuen umschlossen, die gleichfalls von Doppelpilastern gegliedert und von Balustraden mit Vasen oder Figuren bekrönt werden. Diese Wände umfassen auf dem Längsschnitt zusätzlich ein großes Wasserbassin gegenüber der Haupteingangstreppe. An der Gartenseite des Palais finden sich Freitreppen, akzentuiert von Statuen auf Podesten. \nIm Schnitt wird deutlich, daß im Zentrum des Baus ein großer Festsaal liegt, der bis ins Dachgeschoß hineinreicht und reich dekoriert ist. Das Wappenschild über dem Kamin weist ebenso wie dasjenige im Giebel der Langseite ein angedeutetes Monogramm auf, das sich als "DWD" = Daniel Wolf Dopff lesen läßt. Der Eingangssaal enthält einen an der Wand entlang geführten Treppenlauf mit Balustrade, der zu den seitlichen Nebenräumen im Obergeschoß führen sollte.\nDie sorgfältige Ausführung und Kolorierung des Blattes legen den Schluß nahe, daß es sich hier um den Entwurf für eine konkrete Bauaufgabe, etwa ein Lustschloß für einen adeligen Auftraggeber handelt. Möglicherweise könnte er im Zusammenhang mit den Planungen für die Residenz Wilhelms von Oranien Het Loo entstanden sein, wofür 1684/85 sogar Akademieentwürfe aus Paris geliefert wurden (vgl. Terwen-de Loos 1960 und Schöller 1993, S.139, Anm. 553). Aufgrund des Monogramms auf dem Wappenschild scheint es aber wahrscheinlicher, daß es sich um einen ersten Entwurf für das Schloß "Aigermont" in Neercanne bei Maastricht handelt, dessen Bau Dopff nach dem Erwerb der Herrschaft Neercanne im Jahre 1679 zehn Jahre später in Angriff nahm (vgl. Brummel 1993). Die örtlichen Gegebenheiten der Anlage vor einem bewaldeten Hügel sind auch in dieser Zeichnung angedeutet, wenn auch Dopff später ein kleineres, klassizistisches Gebäude in der Art des Prinzenhofs in Kleve bevorzugte.\nDie überraschend altertümliche, spätbarocke Formensprache des Entwurfs ist in diesem Zusammenhang als erste Vision des 1683 geadelten Architekten-Ingenieurs zu interpretieren, der sich fortan selbstbewußt "Baron van Dopff" nannte und als Militärgouverneur von Maastricht ab 1707 eine besondere Position bekleidete. |
Autor |
UH |