Blatt

GS 12912

Kassel, Staatliche Museen, Graphische Sammlung - Zope-Id: 7779

Vorschau
Vorschaubild
Originalscan
Ort Kassel
Institution Graphische Sammlung
Teilbestand
Signaturen GS 12912
Gegenstand Den Haag, Mauritshuis, Entwurf zum Garten, Plan
Künstler Post, Maurits (Zeichner)
recto recto Zeichnung Zeichnung
Beschriftung Beschriftung
Skala Maßstab
verso verso
Stempel
Wasserzeichen Narrenkopf mit Schellenkappe und -kragen, darunter Linie zu drei Kugeln
Papierqualitaet Papier
Papierfarbe
Größe 485 x 537 mm
Zustand
Montierung
Datierung 12.2.1668
Bauwerk
Bauwerk-Links
Schriftquellen
Zeichnungen
Stiche
Fotos
CAD
Literatur
Kommentar Die sorgfältig farbig lavierte Zeichnung, die leider am oberen Rand beschnitten ist, enthält einen Gartenplan des Mauritshuis in Den Haag nebst drei separierten Darstellungen zugehöriger Gartenarchitektur.\nDie Legende zu diesem Plan hat sich auf einer aus dem 19. Jahrhundert stammenden Kopie eines fast identischen Plans erhalten, die sich im Gemeentearchief in Den Haag befindet (vgl. Terwen 1980, Abb. 7). Das vorliegende Blatt ist auf den 12.2.1668 datiert, die Haager Kopie weist das Datum des 20.8. desselben Jahres auf. Beide (Original)-Zeichnungen kann man Maurits Post zuschreiben (Terwen 1980, S. 110).\nGegenüber dem Zustand von 1636, wie er in dem Plan GS 12961 geschildert wird, zeigen sich hier gravierende Veränderungen. Innerhalb des alten, von den örtlichen Gegebenheiten vorgeschriebenen Grundrisses konnte nach Eliminierung des störenden Baumbestands eine formale Gartenanlage entstehen, die im Wegesystem eine axiale Beziehung zum Haus herstellt und insgesamt eine einheitliche raumgliedernde Gestalt aufweist. Neu ist die Eingangssituation: Der Haupteingang fluchtet mit dem Hofeingang des Mauritshuis. Ein kleinerer Nebeneingang führt neben dem kleinen "Cabinet"-Häuschen in die zweite der symmetrisch angelegten, halbrunden, mit Statuen geschmückten Nischen und zu dem Tunnel unter der Straße. Diese Nischen verwehren zunächst den Einblick in den Garten. Erst nach einer Richtungsänderung stößt der Besucher auf die breite Hauptachse des Parks. Durchschreitet man diesen von Statuen auf Piedestalen gerahmten Weg, so erblickt man linker Hand zunächst das noch einmal im Detail gezeichnete kleine Lusthaus (B) und erreicht einen kleinen Querweg, der eine Sichtachse zum Vijver und der Brücke öffnet. Darauf folgt rechter Hand das ebenfalls separat geschilderte Bauwerk der Grotte (D). Nach dem großen Querweg, der den zweiten Gartenteil nach der Biegung erschließt, endet der Weg an der Porträtbüste des Fürsten Johann Moritz, ein "point de vue" in der Sichtachse zum Giebel des Mauritshuis.\nDie zweite Hauptachse des Gartens, die den fast rechtwinkligen Knick des Geländes aufnimmt, beginnt mit einer Statue an der Gartengrenze. In der Fortsetzung wird sie wiederum von einem kleinen Weg gequert, der sich am Ufer des Vijver mit dem anderen Querweg trifft und eine weitere Sichtachse auf den Weiher und die Brücke öffnet. Im Zentrum des verbleibenden Parterres steht ein großes Rondell mit strahlenförmiger Einteilung, der "Hooren saal". Die ocker lavierte Einfassung und der kleine Kreis in der Mitte lassen darauf schließen, daß er von einem Spalier überdacht war. Von hier führt eine Treppe zum Ufer des Vijver, das entlang des Gartens von hölzernen Palisaden eingefaßt wird. Den Abschluß des Gartens bilden zwei symmetrisch zur Hauptachse positionierte Gebäude, die im Den Haager Plan als "Küche" und "Neuer Pavillon" bezeichnet werden.\nAuffällig an diesem Entwurf sind die vielen Sichtachsen, die zum einen künstlerische Bildwerke an der Gartengrenze zum Ziel haben, zum anderen aber vor allem den Blick auf den Vijver und die Brücken öffnen. Durch die Einbeziehung des Gewässers konnte der für die holländischen Gärten der damaligen Zeit typische Mangel an fließendem Wasser im Garten kompensiert werden. Gleichzeitig wurde dadurch der schmale und ungünstig geschnittene Gartenraum optisch erweitert. In dieser Art wäre der Garten zu diesem frühen Zeitpunkt einzigartig gewesen - wenn er denn jemals in dieser Form existiert hat.\nÜber die Bepflanzung gibt die Zeichnung wenig Auskunft. Die grüne Einfassung der Kompartimente läßt an die üblichen geschnittenen Buchsbaumhecken (Bankette) denken. Darin eingeschlossen sind Bäume, deren Größe man aus der Einzeldarstellung der Grotte erschließen kann. Die regelmäßig aufgereihten Punkte entlang der kleineren Parallelwege lassen weitere Baumpflanzungen vermuten, die den ehemaligen Baumbestand mit großen Eichen passender ersetzen sollten.\nVon den im Detail geschilderten Gartengebäuden erscheint vor allem die in den Briefen von Maurits Post an seinen Auftraggeber erwähnte Grotte bemerkenswert, die im Plan mit einem achteckigen Grundriß verzeichnet ist. Von der äußeren Gestalt her eher ein unregelmäßig geformter Grottenberg, wird sie durch das Eingangsportal und die bekrönenden Balustraden und Obelisken architektonisch gefaßt. Im Innern war sie mit kostbaren Materialien, vor allem Muscheln, Korallen und Spiegeln verziert (vgl. Terwen 1980, S. 113-118). Kaum fertiggestellt, wurde sie 1679 aus finanziellen Gründen als "Geschenk" an Hans Bentinck, einen wichtigen Berater Wilhelms III. von Oranien, in dessen Garten "Sorghvliet" transportiert (vgl. Lemmens in: Katalog Kleve 1979, S. 280f.).\nAus den Briefen Maurits Posts geht hervor, daß der Plan von 1668 nicht in allen Teilen befolgt wurde. Mehrfach ist die Rede von drei Volieren, deren Standort aber unklar bleibt. Noch im Mai 1677, kurz vor seinem Tod, berichtet Post, daß der Garten immer noch nicht vollständig sei (vgl. Terwen 1980, S. 118).
Autor UH