Vorschau |
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Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
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Signaturen |
GS 14515,15 |
Gegenstand |
Ziegenhain, Fassadenabwicklung der Häuser in der Festung, Bauaufnahme, Aufrisse |
Künstler |
Leopold, Philipp Wilhelm (Zeichner) |
Stempel |
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Wasserzeichen |
Krone über Wappenschild mit Lilie, darunter Bienenkorb und "C & I HONIG" und "IV" |
Papierqualitaet |
Papier |
Papierfarbe |
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Größe |
712 x 510 mm
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Zustand |
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Montierung |
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Datierung |
1776 |
Kommentar |
Zu den besonders bemerkenswerten Architekturzeichnungen der Graphischen Sammlung gehören wegen ihres meßtechnischen Aufwands und ihrer hohen Detailgenauigkeit die des Ingenieuroffiziers Philipp Wilhelm Leopold, der seit 1759 als Platzmajor, Festungsingenieur und Zeugwärter in Ziegenhain diente. Zum Entstehungszeitpunkt der Zeichnungen 1776 war er Oberstleutnant im Ingenieurkorps, dessen Chef er dann 1779 wurde (Woringer-Kartei; Apell 1901, S. 277; Has 1913, S. 718).\nDer Anlaß für die Anfertigung der Serie von fünf Blättern (GS 14515,15 - GS 14515,19) ist nicht bekannt und geht auch aus den Beschriftungen nicht hervor. Da bei den Belagerungen während des Siebenjährigen Krieges zahlreiche Häuser im Innern der Festung zerstört worden waren, wurden verschiedene Wiederaufbauprojekte entwickelt, an denen Leopold beteiligt war und für die er mehrere Pläne zeichnete (Brohl 1995). In diesem Zusammenhang könnte auch die vorliegende Bestandsaufnahme, zu der laut Leopolds Bezeichnungen auf den Blättern ein ergänzender Grundriß existierte, als Grundlage für Neuplanungen entstanden sein. Doch scheinen die Zeichnungen, die von einer auffäligen Detailbesessenheit zeugen, über diese konkreten Überlegungen hinauszugehen und in gewissem Umfang zum Selbstzweck zu werden.\nDie Bauaufnahme erfolgt in Form einer Fassadenabwicklung, wobei viele Gebäude von zwei oder mehreren, teilweise sogar von allen Seiten gezeigt werden. Um höchstmögliche Vollständigkeit der Ansichten zu erreichen, sind mehrfach eine oder mehrere Klappen montiert, die den Blick auf zurückliegende Gebäude oder Bauteile ermöglichen. Die Fassaden haben Buchstabenkennzeichnungen in unterschiedlichen Farben, mit deren Hilfe die verschiedenen Fassaden bzw. Gebäude einander gut zugeordnet werden können. Durch Zahlen sowie, bei den herrschaftlichen Objekten, Beischriften, soll die Auffindbarkeit und Identifizierung auf dem Stadtplan erleichtert werden. Das durchdachte Darstellungsystem wird auch durch die Festlegung einer Horizontallinie (C) deutlich, auf die alle Bauten der Festung wie auch der Vorstadt Weichaus bezogen sind.\nEs fällt auf, daß ausnahmslos alle Gebäude verputzt wiedergegeben sind. Ob das bei einem deutlich überwiegenden Bestand an Fachwerkbauten in Ziegenhain tatsächlich bis hin zu den Wirtschaftsgebäuden der Fall war, bleibt dahingestellt. Wegen des erhöhten Interesses an Feuersicherheit in einer Festung ist eine weitergehende Verdeckung des Fachwerks als in anderen Städten üblich jedoch vorstellbar. Die verputzten Fassaden der Fachwerkbauten werden farblich nicht unterschieden, sondern einheitlich grau angegeben. Dunklere Grautöne sind dabei außer zur Schattengebung auch verwendet, um zurückliegende Fronten kenntlich zu machen. Bei Steinmaterial ist durchgängig ein leicht rötlicher Farbton verwendet, wobei offen bleibt, ob es sich um verputztes oder steinsichtiges Mauerwerk handelt. Schnitte durch Stein werden in üblicher Weise rosa, solche durch Erdreich beige kenntlich gemacht. Letzteres ist bei den Wällen, aber auch auch bei dem Differenzbereich zwischen der Horizontallinie und dem tatsächlichen Bodenniveau der Fall.\nDas erste Blatt der Serie zeigt vor allem die herrschaftlichen Bauten, weiterhin die Kirche, die städtischen Gebäude des Rathauses und der Schule sowie eine kleine Anzahl bürgerlicher Gebäude. Begonnen wird mit den Baulichkeiten des Schlosses, dann folgt überraschend das etwas entfernt stehende Rathaus und erst danach der dem Schloß benachbarte Renthof. Von hier erfolgt ein Sprung zum Neuen Fruchthaus ("Kornhaus") im Süden der Festung mit dem anschließenden mittelalterlichen Stadttor ("Bier Keller Thurn oder Stockhaus"). Von dort führt der Weg wieder in nördliche Richtung an Bürgerhäusern, der "Neuen Küche", dem Gebäude des alten hessischen Samtarchivs, dem Zeughoftor und der Metropolitanei vorbei bis zur Kirche. Eine erneute Wendung nach Süden zeigt die neben dem bereits dargestellten Rathaus liegende Hauptwache, dann die Schule, danach sämtliche Bauten des Rentereihofes ("Amts Pachters Wohnung") und abschließend verschiedene Gebäude vor dem Südabschnitt der mittelalterlichen Stadtmauer bis zum Bierkellerturm.\nIn der Darstellung wird zwischen den herrschaftlichen und den bürgerlichen Bauten differenziert, indem die ersteren stets von allen Seiten wiedergegeben werden und zusätzlich ihre Nutzung benannt wird. Von den Bürgerhäusern sind dagegen nur vereinzelt zwei Ansichten zu sehen. |
Autor |
GF |