Vorschau |
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Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
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Signaturen |
GS 14529 |
Gegenstand |
Kassel, Bauaufnahme der Wachthäuser des Frankfurter, Weißensteiner und Kölnischen Tores, Grund- und Aufriß |
Künstler |
Selig, Friedrich Wilhelm (Zeichner) |
Kommentar |
Die drei auf dem Blatt dargestellten Wachtgebäude sind entsprechend der Reihenfolge ihrer Standorte von Südosten nach Nordwesten angeordnet, wobei jedoch das Wilhelmshöher Tor ausgelassen ist. Die Auf- und Grundrisse der Bauten sind im gleichen Maßstab wiedergegeben, so daß ein Größenvergleich leicht möglich ist. Die nachträglich eingetragenen Maße und Korrekturen in Graphit in den Grundrissen deuten auf die Weiterverwendung der Zeichnungen in der Militärbauverwaltung im 19. Jahrhundert hin.\nDie Darstellungen beginnen mit dem Wachthaus des Frankfurter Tores, das 1802 anläßlich der Verlegung des ursprünglich weiter unterhalb gelegenen Stadtzugangs nach dem Entwurf Jussows entstanden war (vgl. Kat. Kassel 1999/CD-Rom, GS 5880). Da der Aufriß nur vereinfacht oder ungenügend wiedergegeben ist, finden sich nachträgliche Ergänzungen in Graphit, mit denen die fehlenden Teile - die Quaderstreifen seitlich der Säulen, der Attikaaufsatz sowie Details des Gebälks - eingetragen sind. Die korrekte Darstellung der Fassade zeigt die Bauaufnahme GS 15576 von Johann Philipp Lichtenberg von 1829.\nDer, nach Auslassung des Wilhelmshöher Tores, in der Abfolge nächste Stadtzugang hatte als einzige der Kasseler Toranlagen zwei gleichartige Bauten, die sich gegenüberstanden. Von beiden sind die sich unterscheidenden Grundrisse in der den realen Verhältnissen entsprechenden Gegenüberstellung gezeigt. Die 1768 bis 1770 von Simon Louis Du Ry erbauten Häuser hatten, anders als die anderen Torwachen, Portiken toskanischer Ordnung mit großen Dreiecksgiebeln, die fast die gesamte Gebäudefront einnahmen (Holtmeyer 1923, S. 129; vgl. die Bauaufnahme von Schulz, 1825, GS 15582; Katalog Kassel 1979, S. 203, Nr. 243). Die Giebelfelder waren vollständig mit plastisch gearbeiteten Fahnen und Waffen sowie Kartuschen mit dem Landeswappen bzw. den Initialen des Bauherrn, des Landgrafen Friedrich, ausgefüllt. Die Buchstaben am nördlichen Gebäude, das im Aufriß dargestellt ist, wurden in der Zeit des Königreichs Westphalen durch die Initialen JN (Jérôme Napoléon) ersetzt und das Tor in Napoleonstor umbenannt. Diese beiden Buchstaben scheinen unter der nach Wiederherstellung des Kurfürstentums aufgebrachten blauen Übermalung und dem Kürzel WK (Wilhelm Kurfürst) noch durch. Da die Anlage noch mit dem alten und bereits 1798 in Königstor geänderten Namen bezeichnet wird, läßt sich die Entstehungszeit des Blattes jedenfalls in die Zeit vor der Namensänderung zu Napoleonstor festlegen.\nDie Darstellung des Wachthauses des oberhalb des Königsplatzes gelegenen Kölnischen Tores veranschaulicht dessen Lage an der abschüssigen Straße, was auf einer Seite die Böschung der Sockelzone des Gebäudes und des Waffenplatzes erforderlich machte. Das fünfachsige Gebäude hatte wie die Hauptwache (GS 14528) und das Wesertor (GS 14530) eine vorkragende Verdachung aus Segmentbögen, die in der Zeichnung durch den Schattenwurf betont werden. Das Haus entspricht in seiner Größe und Gestaltung damit so genau der älteren Wache beim Neuen Tor, das bei der Entfestigung Kassels ab 1767 abgetragen wurde (vgl. die Darstellung von F. Schwarzenberg von 1774, Stadtarchiv Kassel, Pläne und Risse), daß eine Wiederverwendung am neuen Standort nicht unwahrscheinlich ist. Die Grundrißdisposition mit dem Aufenthaltsraum der Wachsoldaten zwischen dem Aufenthaltsraum des Offiziers und der Wohnung des Torschreibers ähnelt der des Holländischen Tores (GS 14530).\nAngesichts der sorgfältigen Darstellungsweise des Blattes fällt der nur in Graphit angelegte und unvollendet gebliebene Maßstab auf. Die Zeichnungen wurden von Holtmeyer als Vorlagen der Darstellungen in den Bau- und Kunstdenkmälern von 1923 verwendet (Holtmeyer 1923, S. 125, 130f., Taf. 77,2-5, Taf. 78,3 u. 4). |
Autor |
GF |