Blatt

GS 14625

Kassel, Staatliche Museen, Graphische Sammlung - Zope-Id: 8769

Vorschau
Vorschaubild
Originalscan
Ort Kassel
Institution Graphische Sammlung
Teilbestand
Signaturen GS 14625
Gegenstand Idealentwurf zu einer evangelischen Kirche, Schnitt
Künstler Wolff, Johann Heinrich (Zeichner)
recto recto Zeichnung Zeichnung
Beschriftung Beschriftung  /  Beschriftung  /  Beschriftung
Skala Maßstab
verso verso
Stempel
Wasserzeichen -
Papierqualitaet Papier
Papierfarbe
Größe 429 x 427 mm
Zustand
Montierung
Datierung 1823
Bauwerk
Bauwerk-Links
Schriftquellen
Zeichnungen
Stiche
Fotos
CAD
Literatur
Kommentar Der Schnitt ergänzt die von Johann Heinrich Wolff ausgearbeitete Serie mit Darstellungen eines evangelischen Kirchenbaus (GS 14623, GS 14624, GS 14626). Wie bei den anderen Zeichnungen setzt sich auch der vorliegende Entwurf aus drei Einzelstücken zusammen: dem Darstellungsblatt, dem Blatt mit dem Erläuterungstext und dem Rahmenblatt, auf das die beiden anderen Blätter aufgeklebt sind. \nDas Kircheninnere zeigt den schon am Außenbau ablesbaren zweigeschossigen Aufbau. An zentraler Stelle ist der Altar als Hauptereignisort der Sakramentsausübung plaziert. Um diesen herum ordnet sich das Gemeindegestühl an, das durch die hinter dem Pfeilerring leicht erhöhte Galerie ergänzt wird. Das darüberliegende Emporengeschoß sollte dazu dienen, weitere Gläubige unterzubringen. Die zentrale Position des Altars bedingt seine getrennte Plazierung zwischen zwei Pfeilern. Gegenüber, auf Höhe des Emporengeschosses, befindet sich die Orgel. Den Raum über Altar und Gemeindegestühl überspannt die flache Tambourkuppel, deren zentrale Öffnung mit der Darstellung einer Verklärung Christi in Glasmalerei eine konzentrische Lichtinszenierung bewirkt. Dieses Bildnismedaillon wird separat über dem Schnitt gezeigt. Für einen vertikal gelenkten Blick in Wolffs projektierten Kirchenraum sorgen dagegen die lünettenförmigen Öffnungen im Tambourring. \nBei der Baugestalt wählte Wolff, indem er sich an dem Vorbild frühchristlicher zentraler Kuppelkirchen wie San Vitale in Ravenna orientierte, eine Form, die die sakrale Funktion des Gebäudes unmittelbar assoziiert. Auch im Innern verwendete er traditionelle Motive, indem er gemäß einem mittelalterlichen Verständnis den Pfeilern des Emporengeschosses Skulpturen der zwölf Apostel vorsetzte, die symbolisch das Kuppelgewölbe tragen. Im unteren Geschoß befinden sich an diesen Stellen Engelsfiguren, die die Schriftquellen der Christenheit in Händen halten. Ausgehend von einer Beschreibung in der Apokalypse des Johannes, die die Apostel als Träger der Kirche bezeichnet, wurden in verschiedenen mittelalterlichen Kirchenbauten in Pfeiler bzw. Säulen Reliquien von Heiligen eingesetzt, um sinnbildlich diese Rolle zu übernehmen. Die reiche Ornamentik, die Wände, Gewölbe und Kuppelschale überzieht, ist wie an der Fassade im Stil des Spätempire ausgebildet. \nWolff verzichtete beim Anfertigen der Zeichnung auf das Konturieren mit der Feder und lavierte statt dessen direkt über der Graphitzeichnung.
Autor MH