Vorschau |
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Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
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Signaturen |
GS 14626 |
Gegenstand |
Idealentwurf zu einer evangelischen Kirche, Turmaufriß |
Künstler |
Wolff, Johann Heinrich (Zeichner) |
Kommentar |
Den Turm zu einer evangelischen Kirche entwarf Johann Heinrich Wolff getrennt vom übrigen Kirchengebäude in der Gestalt italienischer Campanile. \nDer im Stil des Spätempire dekorierte Turm ist angelehnt an das römische Septizonium horizontal-additiv, ohne verbindende Vertikalmotive konstruiert. Dabei folgt das untere Geschoß dem Aufbau des Kirchengebäudes hinsichtlich der vorgesetzten Arkadenstellungen, die hier als Pfeilerportiken mit hohem Gesimsabschluß aus Palmettenfries, Akroteren und Antefixen gestaltet sind. Darüber erhebt sich der Turm in drei Geschossen, von denen das untere für vier große Relieffelder mit Szenen aus dem Leben Christi vorgesehen ist. Bemerkenswert ist der reiche Baudekor, der, wie an der Fassade und im Innenraum der Kirche, den Turm mit ornamentalen und figürlichen Elementen überfrachtet. Posauneblasende Engel stehen an der Basis des hochgestreckten zweiten Obergeschosses, das, gerahmt von dornenumwundenen Ecksäulen (s. Berninis Tabernakel in der Peterskirche), die von zwei Zifferblättern umschlossenen Schallöffnungen aufnimmt. Den Abschluß bildet im obersten Geschoß eine Statue als Personifikation der Religion, die von einem Baldachinbau mit Kreuzbekrönung überfangen wird. \nDie Verbindung eines runden Zentralbaues mit einem rechteckigen Turm mußte beinahe zwangsläufig autonome Gebäudestrukturen nach sich ziehen, so daß der vorliegende Entwurf nicht wirklich überraschen kann. Wenige Jahre später legte Johann Nepomuk Pertsch für seinen längsovalen Bau der Matthäuskirche in München (1827-33) ebenfalls den Plan für einen freistehenden schlanken Turm vor. \nWie bei den drei anderen Zeichnungen der Serie für eine evangelische Kirche (GS 14623 - GS 14625) befindet sich die Darstellung auf einem Extrablatt, das wie der Erläuterungstext einem Blatt mit runden Mittelfeld aufgeklebt ist. Da die unteren Ecken des Textblattes den Rahmen überschneiden, kann davon ausgegangen werden, daß der Erläuterungstext erst später hinzugefügt wurde. |
Autor |
MH |