Vorschau |
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Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
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Signaturen |
GS 15027 |
Gegenstand |
Studie einer ionischen Vorhalle, Grund- und Aufriß |
Künstler |
Wolff, Johann Henrich (Zeichner) |
Kommentar |
Jeweils eine Blatthälfte einnehmend finden sich hier Aufriß und Grundriß einer ionischen Vorhalle. Abweichend von Wolffs üblicher Dokumentation der Säulenordnungen, die sich nach den Vorgaben der wichtigen Säulentrakte (Vignola, Palladio) richtet, erweiterte er hier den Darstellungskanon um die moderne Auslegung der französischen Architekturtheoretiker.\nBei der vorliegenden Darstellung wird der als konform angesehene Mindestabstand der ionischen Säulenreihe ignoriert und mit dem Modulmaß von 1 1/2 ein System nah zusammenstehender Doppelsäulen präsentiert. Dabei treffen die außen positionierten Säulen auf die seitlichen, leicht vorspringenden Gebäudeteile und werden hier in ionische Pilaster umgewandelt, die ebenfalls in paarweiser Anordnung die zweizonige Mauerfläche hinter den Säulen gliedern. Das breite Gebälk aus dem dreiteiligen Architrav und dem Kranzgesims mit Zahnschnitt wird ebenso wie die zweiteilige, hohe Attikazone als verbindendes Element um das Gebäude herumgeführt. \nVon der Vorhalle aus erschließen ein mittiger Haupt- und zwei seitliche Nebeneingänge das Gebäude. Den Haupteingang gestalten Eckpilaster und eingestellte Säulen, die, da sie achsengerecht dem vorderen Säulenpaar zugeordnet sind, nur im Grundriß erkennbar werden. Nur im Aufriß sichtbar ist dagegen eine Tür im Innern des Gebäudes, die sich wohl am Ende eines in die Gebäudetiefe führenden Korridors befindet. Seitlich von Zierleisten eingefaßt, zeigt sich über einer weit auskragenden, auf festongebundenen Konsolen ruhenden Supraporte ein Oculus mit eingestellter Büste, der von einer Lorbeergirlande und Löwenfiguren umschlosssen wird. An den Mauerflanken des Eingangs sind dem Oculus kreisrunde Maueröffnungen zugeordnet, die von der unteren Mauerzone durch ein breites Gesimsband aus Zahnschnitt- und Wellenfries abgetrennt sind. Reiche Ornamentik als Ausdruck eines spätbarocken Klassizismus (Zopfstil) zeichnet auch die Präsentation der in Rundbogennischen eingestellten Vasen aus. In den von pilasterartigen Zierleisten gerahmten und von Muschelkonchen überfangenen Nischen stehen Vasen, deren Wandung ein Figurenfries umschließt, auf Sockel mit Girlandengehängen. \nHinsichtlich der verwendeten Ornamentik kann die Zeichnung zwei Blättern mit Darstellungen korinthischer Arkaden zugeordnet werden (GS 15022 u. GS 15024). Neben der klassischen Dokumentation der Säulenordnungen thematisierte Wolff, wie dieses Blatt verdeutlicht, auch ihre Verwendung im Rahmen bestimmter Architekturzusammenhänge. Wie bei einer Vielzahl von Zeichnungen griff Wolff vermutlich auch in diesem Fall auf ein Vorlagenwerk zurück (Neufforge, Jacques-François Blondel u. a.), dessen Abbildungen er dann leicht abwandelte. Das Fußbodenmosaik der Vorhalle in der Form eines zentralen Rosettenmotivs, um das sich farbig alternierend auf die Spitze gestellte Quadrate anordnen, kehrt in der Zeichnung eines queroblongen Saales nach Jacques-François Blondel (GS 15085) wieder. |
Autor |
MH |