Vorschau |
|
Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
|
Signaturen |
GS 15048 |
Gegenstand |
Studie eines kompositen Kapitells nach Vignola, Aufriß und Schnitt |
Künstler |
Wolff, Johann Henrich (Zeichner) |
Kommentar |
Die Darstellung dieses kompositen Kapitells entstand nach den Vorgaben in Vignolas Säulenbuch (Vignola 1562, Taf. XXVI) bzw. einem der danach entstandenen rezeptionsgeschichtlichen Werke (s. Aviler 1691, Taf. 34; Sturm 1747, Tab. 37). Johann Henrich Wolff verdeutlicht in dieser Zeichnung die Struktur des Kapitells nicht allein durch Aufriß und Schnitte, sondern er vermittelt auch konkrete Konstruktionshilfen. So sind dem nackten Kapitellkern die beiden Akanthusreihen und eine Volute im Profil beigefügt, um das Auskragen der verschiedenen Elemente zu demonstrieren. Die Spitzen der Blätter kommen auf einer ansteigenden Linie zu liegen, die vom Torus oberhalb des Schafts zum äußersten Punkt des Abakus führt. Im Fall der Akanthusreihen sind linksseitig nur die Blattumrisse ohne die zackige Struktur abgebildet, so daß die Biegung des Blattkorpus anschaulich wird. Über zwei Seiten des Kapitellschnitts, der halbiert zwei Höhenschnitte miteinander kombiniert, sind gleichseitige Dreiecke zum Entwerfen der Abakuskrümmung konstruiert. Die Überlegung, daß Wolff die Blätter mit den Säulenordnungen für den Lehrbetrieb der Akademie anfertigte (s. Einleitungstext), wird durch eine derartige Präsentation gestützt.\nDer französische Bezeichnungstext verdeutlicht, daß Wolff bei seiner Darstellung nicht vom italienischen Original ausging, sondern entweder die Übersetzung d'Avilers aus dem 17. Jahrhundert oder die danach angefertigte deutsche Übersetzung von Sturm verwendete, die ebenfalls französische Titel aufweist. Bei seiner zeichnerischen Umsetzung variierte Wolff die Vorlage insofern, als er den bei d'Aviler in Eckansicht gezeigten Kapitellriß in die Frontale überführte und den damit korrespondierenden Schnitt folglich um 45 Grad drehte. |
Autor |
MH |