Blatt

GS 15092

Kassel, Staatliche Museen, Graphische Sammlung - Zope-Id: 8967

Vorschau
Vorschaubild
Originalscan
Ort Kassel
Institution Graphische Sammlung
Teilbestand
Signaturen GS 15092
Gegenstand Paris, Église de la Sorbonne nach Marot (?), Grundriß
Künstler Wolff, Johann Henrich (Zeichner)
recto recto Zeichnung Zeichnung
Beschriftung Beschriftung
Skala Maßstab
verso verso
Stempel
Wasserzeichen "C & I HONIG"
Papierqualitaet Papier
Papierfarbe
Größe 272 x 434 mm
Zustand
Montierung
Datierung 1790 (um)
Bauwerk
Bauwerk-Links
Schriftquellen
Zeichnungen
Stiche
Fotos
CAD
Literatur
Kommentar Das Blatt zeigt den Grundriß der Pariser Église de la Sorbonne. Der von Jacques Le Mercier entworfene Longitudinalbau mit Kuppelvierung wurde von 1627 bis 1642 auf der Grundlage eines Kreuzes errichtet, wobei die Winkel durch längsgerichtete Kapellen gefüllt sind. Die Grundrißgestalt zitiert Rosato Rosatis Kirche S. Carlo ai Catinari, die Le Mercier bei einer Romreise 1607-14 kennengelernt hatte. Ein Charakteristikum des Entwurfs bildet die doppelte Eingangssituation, einerseits vom Hof des Kollegs und andererseits von der Straße aus. Dabei ist die Fassade zur Hofseite mit dem weit vorgerückten, von zehn Säulen getragenen Portikus, der von einer hohen Freitreppe aus zugänglich ist, deutlich als Hauptfront ausgebildet. Dahinter tritt die Fassadengestaltung der Straßenseite zurück. Die besondere historische Bedeutung der Kirche liegt in der mit ihr verbundenen Stiftung Armand-Jean Du Plessis de Richelieu, des späteren Kardinals und ersten Ministers von Frankreich, begründet, der sie zu seiner Grablege bestimmte (Boinet 1962, S. 209f., 217-221).\nDie Federzeichnung entstand vermutlich nach einem Kupferstich im "Petit Oeuvre d'Architecture" von Jean Marot (Marot 1764, Taf. 76: "Plan de l'Eglise de Sorbonne de Paris / par Jacques le Mercier"), der eine ähnlich differenzierte und sparsam angelegte Darstellung der architektonischen Details präsentiert. Abweichungen finden sich bei der Säulenzahl des Portikus, die hier auf acht reduziert wurde, und bei der Säulenstellung der Chorapsis, die von der Rückwand gelöst gradlinig in den Chorraum geschoben ist. \nZwar gehört das Blatt zum Wolff-Nachlaß, eine direkte Zuschreibung an ein Familienmitglied ist jedoch schwierig. Für Johann Henrich Wolff spräche das Motiv der Kuppelvierung, für das er, wie andere ihm sicher zugeschriebene Blätter zeigen, großes Interesse zeigte. Auch das Vorlagenwerk des "Petit Marot" kann mit seiner Arbeit in Zusammenhang gebracht werden. Im Rahmen seiner Studien fertigte er die Nachzeichnung eines Palaisaufrisses nach diesem Werk an (GS 15202). Eine Verbindung zu Johann Henrich Wolff deutet sich auch durch die Vorgehensweise an, in Details von der Vorlage abzuweichen. In gleicher Weise verfuhr er bei vielen seiner Nachzeichnungen. Dagegen kann die feine, nicht sehr feste Federführung mit dem in Graphit vorgearbeiteten Hilfsliniengerüst, die zusammen mit einem in gleicher Manier ausgeführten "Toises"-Maß der Darstellung eines Belvedere-Entwurfs entspricht (GS 15091), in den anderen Arbeiten Johann Henrich Wolffs nicht nachgewiesen werden. Gegen seine Autorschaft spricht auch das Anfertigen einer Zeichnung ohne jegliche malerische Effekte.
Autor MH