Vorschau |
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Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
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Signaturen |
GS 15138 |
Gegenstand |
Ravenna, S. Maria della Rotonda oder Grabmal des Theoderich, Grundriß, Aufriß und Schnitt |
Künstler |
Ruhl, Julius Eugen (Zeichner) |
Kommentar |
Die in Graphit ausgeführte Zeichnung präsentiert Grund- und Aufrisse, Schnitte sowie Gesimsstudien des zweigeschossigen Mausoleums in Ravenna, das als "St Maria della Rotonda oder Grabmal des Theoderich" bezeichnet wird. \nDie Beschriftungstexte, deren Handschrift auf eine Autorschaft Julius Eugen Ruhls hindeutet, geben neben dem Titel verschiedene Zusatzinformationen, wie den Hinweis auf vergleichbare Gesimsformen, die von Richard Pococke an ägyptischen Gebäuden nachgewiesen wurden ("Beschreibung des Morgenlandes und einiger andern Länder. Von Egÿpten", Erlangen 1771). Gewichtsangaben, die mit dem Namen "Sufflot“ in Zusammenhang gebracht werden, könnten auf Jacques-Germain Soufflots "Recueil de plusieurs parties d'architecture" (Paris 1767) zurückzuführen sein. Schließlich taucht der Name von Anne Claude Philippe de Caylus auf, dessen prominentes Werk "Recueil d'antiquités égyptiennes, étrusques, grecques et romaines" (Paris 1752-1767) allerdings nicht als Vorlage für die Zeichnung gedient haben kann, da das betreffende Gebäude in dem Werk nicht vorhanden ist. \nDas um 520 n. Chr. errichtete Gebäude bildet die Form eines Oktogons mit monolithischer Kuppel. Ausgehend von einer breiten, flachen, einst von Schranken umgebenen Plattform, erhebt sich wie ein mächtiger Sockel das von Pfeilerarkaden gestaltete Untergeschoß. Hinter diese äußere Umrißlinie springt das obere Geschoß so weit zurück, daß sich ein Umgang bildet. Daran schließt ein hoher, durch verschieden gestaltete Mauerdurchbrüche gegliederter Bereich an, der die oberste runde Grundrißgestalt vorbereitet. Über einer profilierten Zone mit einem Zangenfries liegt der monolithe, flach gerundete Deckstein auf, dessen Vorbild in den glatten Kuppelkalotten in Konstantinopel und deren Umkreis gesehen werden kann. Der Bau nimmt innerhalb der frühen europäischen Architekturgeschichte eine umstrittene Stellung ein. Zwar fand der Typus des zweigeschossigen Mausoleums seit dem Hellenismus weite Verbreitung, in bemerkenswerter Form liegt hier jedoch eine Vermischung von nordischen und römisch-antiken Stilmitteln vor. Zudem wurde der Bau in einer für Ravenna untypischen Quaderbauweise errichtet (Deichmann 1969, S. 214f. u. S. 218).\nAntike und spätantike Zentralbauten sind häufig zu Studienzwecken gezeichnet worden, da sie als Vorbild für eigene Entwürfe von besonderem Interesse waren. Im Nachlaß der Architekten- und Steinmetzfamilie Wolff sind neben diesem Blatt weitere Beispiele zu finden, wie z. B. die von Johann Henrich Wolff stammende Darstellung des Mausoleums von Split (GS 15087) und eine Serie von Pantheon-Studien (GS 12531 - GS 12542, GS 12554) von unbekannter Hand. |
Autor |
MH |