Vorschau |
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Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
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Signaturen |
GS 15139 |
Gegenstand |
Rom, Palazzo Farnese, Haupt- und Hoffassade nach Ferrerio, Aufriß |
Künstler |
unbekannt, () |
Kommentar |
Das unvollendete Blatt mit Fassadendetails des Palazzo Farnese in Rom behandelt die rückwärtige Hofloggia und zeigt ausschnitthaft den mittleren Bereich der Hauptfront. Die Zeichnung wurde auf Transparentpapier aufgebracht und ist skizzenhaft, teilweise ohne die Verwendung eines Lineals, ausgeführt worden. \nDer zu den bedeutendsten Renaissancebauten der Stadt zählende Palast wurde auf Veranlassung von Kardinal Alessandro Farnese, dem späteren Papst Paul III., ab 1517 errichtet. Antonio da Sangallo d. J. entwarf die ursprünglichen Pläne für die dreigeschossige Vierflügelanlage mit zentralen Innhof. Die besondere Bedeutung des Entwurfs besteht in der geschoßbezogenen Verteilung der Funktionen des Gebäudes, die sich am Außenbau in Form von verschieden gestalteten langgestreckten Fensterachsen widerspiegelt. Dieses klare Gliederungsschema adaptierten eine Reihe klassizistischer Architekten für den Entwurf ihrer Stadtpalais. Beispielhaft sei hier Leo von Klenze mit seinem Entwurf für das Leuchtenberg-Palais in München genannt. \nDie Darstellung der Hauptfront ist an den linken Rand gerückt und hier im wesentlichen auf die Mittelachse reduziert. Die anschließenden Fensterachsen sind nur angedeutet, so daß die alternierenden Giebelformen des als piano nobile ausgeführten ersten Obergeschosses nicht anschaulich werden. Im Erdgeschoß des rückwärtigen Flügels ist unter einem Arkadenbogen die Statue des Herkules Farnese skizziert. Die als Kopie des lysippischen Herkules zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. geschaffene Figur gehörte ehemals zur Statuenausstattung der Caracalla-Thermen und wurde nach deren Entdeckung 1546 der Antikensammlung im Palazzo Farnese zugeführt. Sie flankierte zusammen mit der von dieser Statue abgenommenen Kopie die zum Garten hin offene Mittelarkade der rückseitigen Hofloggia (Riebesell 1989, S. 12f.). Diese Aufstellung ist u. a. durch das Werk Pietro Ferrerios "Palazzi di Roma di più celebri architetti" (Rom 1676, p. 5 "QVESTO PALAZZO FV ERETTO DA FONDAMENTI DA PAPA PAOLO TERZO CON ARCHITETTVRA DI ANTONIO SANGALLO [...] CIRCA L'ANNO. MDXXXXV.", p. 6 "PARTE DI DENTRO DEL PALAZZO DI FARNESE DISEGNO DI MICHELANGNOLO BVONARVOTI ET IL RES TANTE DI DETTO ARCHITETTVRA DEL SANGALLO / FABRICATO L ANNO. MDXXXXV.") überliefert, das als Vorlage für die beiden Fassadenansichten gedient hat. Auf diese Quelle verweist der Erläuterungstext einer anderen Zeichnung von derselben Hand, die die hier vorliegenden Darstellungen um zwei weitere Fassadenausschnitte des Palazzo Farnese ergänzt (GS 15140). \nUngeklärt ist die Frage nach dem Zeichner des Blattes. Die Provenienz aus dem Nachlaß Wolff spräche neben Johann Heinrich Wolff auch für Julius Eugen Ruhl, von dem sich ebenfalls Zeichnungen in diesem Nachlaß befinden. Ein derart prominentes Gebäude ist allerdings bei vielen Zeichnern auf ein Kopierinteresse gestoßen. Dem Nachlaß Wolff entstammt auch eine mittelformatige Zeichnung mit dem Aufriß der Hauptfront (GS 15184). Ob hier ein Entstehungszusammenhang besteht, kann angesichts des unvollendeten Entwicklungsstadiums der Zeichnungen und der skizzenhaften Ausführung des vorliegenden Blattes nicht entschieden werden. |
Autor |
MH |