Blatt

GS 15168

Kassel, Staatliche Museen, Graphische Sammlung - Zope-Id: 9043

Vorschau
Vorschaubild
Originalscan
Ort Kassel
Institution Graphische Sammlung
Teilbestand
Signaturen GS 15168
Gegenstand Wettbewerbsentwurf für die Pariser "École d'Architecture", Aufriß und Schnitt
Künstler Wolff, Johann Heinrich (Zeichner)
recto recto Zeichnung Zeichnung
Beschriftung Beschriftung
verso verso
Stempel
Wasserzeichen -
Papierqualitaet Papier
Papierfarbe
Größe 272 x 400 mm
Zustand
Montierung
Datierung 1814
Bauwerk
Bauwerk-Links
Schriftquellen
Zeichnungen
Stiche
Fotos
CAD
Literatur
Kommentar Die Grundriß- und Schnittzeichnung einer oktonalen Kapelle entstand als Beitrag eines an der "École d'Architecture" monatlich stattfindenden Wettbewerbs, dem eine konkrete Aufgabenstellung zugrunde lag. Das aus dem Nachlaß Wolff stammende Blatt kann Johann Heinrich Wolff zugeschrieben werden, der als Schüler von Percier im Jahr 1814 nachweislich an der Pariser Akademie eingeschrieben war (Delaire 1907, S. 429). \nDer Grundriß zeigt den Ausschnitt eines Kirchenbaus, dem über Eck eine quadratische Kapelle mit oktogonaler Innenraumstruktur im Stil von Peyre (Peyre 1765, Taf. 1) und Neufforge (Neufforge 1757-1780, Bd. 5, VIer Cahier, Chapelle Sépulchrale) eingestellt ist. Die Kapelle ist über drei achsensymmerisch angelegte Eingänge zugänglich, wobei derjenige vom Kirchenportikus aus durch die gegenüberliegende Rundbogennische im Kapelleninnern wohl als Haupteingang zu interpretieren ist. Von der Kapelle führt ein Durchgang in das Seitenschiff, dessen Wandfläche rundbogige Figurennischen gliedern. Zum Mittelschiff hin wird das Seitenschiff durch eine doppelreihige Säulenstellung abgegrenzt. \nDen Schnitt, den Wolff in einer an der "École d'Architecture" üblichen Darstellungsart (GS 15217, GS 15222, GS 15225, GS 15239) in einen kreisförmigen Rahmen einpaßte, nahm er entlang der longitudinalen Achse, die er auch im Grundriß verzeichnete. Die Struktur des Zentralraums prägt die Kuppelwölbung mit Stichkappen, die auf freistehenden korinthischen Säulen auflagert. Die Kuppel ist mit Baudekor im Empirestil verziert, wobei Palmwedel einzelne Segmente markieren, in denen sich Medaillons mit Figurendarstellungen befinden. Unter der Kuppel ist im Raumzentrum ein von Gueridons flankierter Stufenaltar plaziert. Die umlaufenden Wände werden von Rechtecknischen gegliedert, die vermutlich für Heiligenstatuen vorgesehen sind. Seitlich der Kapelle führen Rechtecktüren in einen Umgang, der sich in den Zwickeln zu quergestellten Räumen erweitert.\nDer unvollendete Zustand der Zeichnung läßt sich mit den Wettbewerbsbedingungen erklären, da die Zeichnungen unter Prüfungsbedingungen, d. h. in begrenzter Zeit, an der "École d'Architecture" angefertigt wurden. Rückseitig finden sich noch Reste einer ausradierten Beschriftung in brauner Feder. Die Signatur des Professors Leon Dufourny und die entsprechende Wettbewerbsnummer ("25") lassen sich rekonstruieren. Ein vergleichbarer Entwurf mit der Darstellung einer Kapelle in Grundriß und Schnitt befindet sich in der Pariser École nationale supérieure des Beaux-Arts (Esq 75; frdl. Hinweis von Annie Jacques, Paris). Diese von Etienne-Pierre Niquet 1814 angefertigte Zeichnung zeigt eine vergleichbare quadratische Eckkapelle mit oktogonalem Innenraum. Übereinstimmend sind auch die rahmende Säulenstellung, die bei Niquet allerdings eng um den Stufenaltar gezogen ist, die für Figurenstellungen vorgesehenen Wandnischen, der Gang mit den Anräumen, die Seitenschiffgestaltung mit der eingenischten Wandstruktur und die zweireihige Säulenstellung zum Mittelschiff.
Autor MH