Vorschau |
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Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
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Signaturen |
GS 15177 |
Gegenstand |
Entwurf zu einem am Wasser gelegenen Landhaus, Hauptansicht |
Künstler |
Wolff, Johann Heinrich (Zeichner) |
Kommentar |
Die stilistische Besonderheit des vorliegenden Landhausentwurfs liegt weniger in der Gestaltung des eingeschossigen walmbedachten Putzbaus mit vorgesetztem Viersäulenportikus, der Johann Heinrich Wolffs Auseinandersetzung mit der Formensprache Palladios dokumentiert, als vielmehr in der für den Bau entwickelten Geländedisposition (s. a. GS 15176). \nMit der Hauptfront ist der Bau auf einen Kanal hin ausgerichtet und ermöglicht so einen Zugang vom Wasser aus. Ein breiter, dem Landhaus vorgelagerter Weg ist jedoch auch für eine Erschließung durch Treppen vorgesehen. Von der tieferen Geländeebene aus vermittelt ein hohes Podest mit zweiarmiger Treppenanlage, deren einzelne Stufen von Vasen akzentuiert werden, zum Hauptgeschoß. Die so entstehenden Diagonalen nehmen die Ausrichtung der vom Kai nach oben führenden Rampen wieder auf. Von dem vorgelagerten Weg aus kann der rückseitige Garten direkt erreicht werden. Unter dem Portikus führt ein rundbogiger Durchgang direkt dorthin. Eine ähnliche Konstruktion findet sich bei Claude-Nicolas Ledoux' Hôtel Thelusson in Paris (1778-81), wobei die grottenartige Durchfahrt im Untergeschoß es den Besuchern erlaubte, mit dem Wagen hineinzufahren und geschützt ein- und auszusteigen. Seitlich an die Hauptfront anschließende Laubengänge, hinter denen umrißhaft die Gartenanlage angedeutet ist, weisen auf den Landhauscharakter des Baus hin. \nDie entscheidenden Anregungen zu dieser Zeichnung stammen von einem Entwurf C. W. Coudrays, den dieser in seiner Fuldarer Zeit (1805-15) anfertigte (Schneemann 1943, Abb. 10). Coudray gestaltete ein am Hang gelegenes repräsentatives Landhaus, dem an der Vorderfront eine vierläufige Treppenanlage mit gemeinsamen Austritt vorgesetzt ist. Auf die einzelnen Stufen sind in vergleichbarer Weise Vasen gesetzt. Statt der Unterfahrt durch das Gebäude vermittelt das rustizierte Sockelgeschoß zum tieferen Geländeniveau, wobei die Mittelachse bei Coudray durch eine Brunnennische betont wird. Auf Geschoßhöhe ist dem verputzten Mauerwerk ebenfalls ein Viersäulenportikus vorgesetzt. Auch die Steildachlösung ist hier zu finden (Schneemann 1943, S. 24). Ein Dachaufbau zur Belichtung des Mittelraums verdeutlicht die Raumanordnung nach palladianischem Prinzip, das Wolff bei der Grundrißstruktur jedoch nicht verfolgte. Vielmehr richtete er seine Raumfolge streng axial aus (GS 15176). Die seitlichen Pergolen, die bei Coudray den Baukörper in den Hangverlauf einbinden und gleichzeitig die Stützmauern verdecken, verwendete Woff zur Vermittlung zum rückseitigen Gartenbereich. \nNachträglich fügte Wolff der Zeichnung Verbesserungen bzw. Ergänzungen in Graphit hinzu. So wurde rechts der Durchfahrt ein Teil der Mauerwerksquaderung sowie die Zählung der einzelnen Steinlagen eingetragen. Am Fuß der Rampen ergänzte Wolff skizzenhaft Skulpturen in Gestalt lagernder Sphingen in Seiten- (links) und Frontalansicht (rechts). \nZu der Hauptansicht gehört ein Gebäudegrundriß mit Umgebungsplan (GS 15176) sowie ein Aufriß der Hoffront (GS 15284). |
Autor |
MH |