Vorschau |
|
Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
|
Signaturen |
GS 15183 |
Gegenstand |
Entwurf zu einem dreigeschossigen Landhaus im klassizistischen Stil, Ansicht |
Künstler |
unbekannt, () |
Kommentar |
Das 1808 datierte Blatt eines unbekannten, mit "L. L." signierenden Zeichners zeigt in gerahmter Darstellung die Front eines dreigeschossigen Putzbaus im klassizistischen Stil. \nDie Fassade gliedern die drei Fensterreihen von Keller-, als Beletage ausgeführtem Unter- und niedrigem Obergeschoß. Unter- und Obergeschoß trennt ein breites ormanentverziertes Gesimsband. Es entsteht der Eindruck strenger Flächigkeit, dem sich auch der den Eingangsbereich betonende, von einem flachen Sprenggiebel bekrönte Mittelrisalit unterordnet, der kaum aus der Fassadenflucht hervortritt. Über dem dreiteiligen, von einer Pfeilerstellung gegliederten Eingang spannt sich das große Lünettenfenster mit reicher, fächerförmiger Binnengliederung. Zwischen Pfeilern und Fenster ist ein breiter, mit einem Figurenrelief verzierter Mauerstreifen gesetzt, der in Gebälkposition das breite, um die seitlichen Mauerfelder des Mittelrisalits verkröpfte Gesimsband weiterzuführen scheint. \nDer Entwurf orientiert sich mit der blockhaften Struktur des Baukörpers, der ausgewogen proportionierten Fassadengliederung und dem flächig eingesetzten Baudekor an der preußischen Architektursprache um 1800. Motivische Parallelen finden sich bei der Neuen Münze in Berlin von Heinrich Gentz (1798-1800), die das breite, geschoßtrennende Gesimsband und die Maueröffnung mit dem binnengegliederten Halbrundfenster vorgibt. Die auf Flächigkeit hin angelegte Fassadenstruktur mit den baudekorativen Akzenten entspricht dem vom Gilly-Kreis propagierten schlichten Stil für die Stadt- und Landbaukunst (Katalog Frankfurt a. M./München 1990, Kat.Nr. 18). Insbesondere David Gillys Entwurf für das Wohn- und Geschäftshaus des Braunschweiger Verlegers Vieweg (1800-05) kann hier stilbildend gewirkt haben. \nAuch die Zeichentechnik verweist auf die Berliner Schule. Neben der dort allgemein üblichen Verwendung des rheinischen Fußmaßes entspricht die malerische Ausführung der dort vertretenen Auffassung von Architekturdarstellung. Die gemaserte Fassadenoberfläche sowie die eingebrachten Schattierungen erzeugen eine plastische Wirkung, deren Lebendigkeit durch die Gestaltung der Umgebung noch verstärkt wird. Möglicherweise war der Zeichner Schüler an der Berliner Bauakademie. Wie die Arbeit in den Nachlaß der Familie Wolff gelangte, ist nicht bekannt. Möglicherweise handelt es sich um den Entwurf eines befreundeten Architekten. |
Autor |
MH |