Blatt

GS 15208

Kassel, Staatliche Museen, Graphische Sammlung - Zope-Id: 9083

Vorschau
Vorschaubild
Originalscan
Ort Kassel
Institution Graphische Sammlung
Teilbestand
Signaturen GS 15208
Gegenstand Entwurf für ein Belvedere mit Brunnen, Grund- und Aufriß
Künstler Wolff, Johann Henrich (Zeichner)
recto recto Zeichnung Zeichnung
Beschriftung Beschriftung  /  Beschriftung  /  Beschriftung
Skala Maßstab
verso verso
Stempel
Wasserzeichen -
Papierqualitaet Papier
Papierfarbe
Größe 425 x 336 mm
Zustand
Montierung
Datierung 1795 (um)
Bauwerk
Bauwerk-Links
Schriftquellen
Zeichnungen
Stiche
Fotos
CAD
Literatur
Kommentar Das Blatt präsentiert einen zweigeschossigen Belvederepavillon mit flankierenden Brunnen, dessen architektonisches Grundgerüst zurückgeht auf Jacques-François Blondels "Fontaine publique", abgebildet in der "Encyclopédie" von Diderot (Diderot/D'Alembert 1751-1780, s. v. "Architecture", Taf. XIV). Öffentliche Brunnen galten am Ende des 18. Jahrhunderts als wichtiges Thema der Architektur, da sie zur Wasserversorgung der wachsenden Bevölkerung in Paris von eminenter Bedeutung waren. Sie wurden bevorzugt zur Verschönerung der öffentlichen Plätze eingesetzt. Diderot betont im Text zum Stichwort "fontaines" (Diderot/d'Alembert 1751-1780, Bd. VII, S. 102f.), daß die französischen Architekten sich bislang viel zu wenig um dieses Thema gekümmert hätten und erklärt, daß die dorische, "männliche" und solide Ordnung für hydraulische Anlagen die angemessenste sei. Blondels Entwurf zeigt dementsprechend in Grund- und Aufriß ein in eine Mauer eingefügtes, zweigeschossiges, rechteckiges Gebäude mit einer geschlossenen, durch eine durchlaufende Bandquaderung charakterisierten Fassade. Ein vorspringender Mittelrisalit bildet den Hintergrund für den durch einen Portikus mit toskanischen Säulen und Dreiecksgiebel überhöhten, zweifach abgestuften Brunnen mit figürlicher Dekoration.\nWolff lockert die blockhafte Geschlossenheit von Blondels Entwurf durch große Türöffnungen auf, die der Funktionsumwandlung des Gebäudes in ein Belvedere entsprechen. Gleichzeitig reduziert er die dem Thema Wasser gewidmete Dekoration zugunsten der architektonischen Wirkung der klassizistischen Bauelemente Säule, Gebälk und Giebel. Die bekrönenden Vasen sind beibehalten, aber die mächtigen Liegefiguren der Flußgötter, die bei Blondel auf der Attika ruhen, durch zierliche Statuen in antiker Gewandung ersetzt. Als Reminiszenz an den ursprünglichen Entwurf sind zwei rechteckige, mit Vasen bekrönte Brunnenbecken beidseits vor einen Mauerabschnitt gesetzt. Die Vereinheitlichung der Dekoration gibt dem Bau ein seiner Funktion als Belvedere eher entsprechendes rein klassisches Aussehen, das sich auch im angefügten Grundriß in der Reduzierung und Auflockerung der Mauerstärken durch Nischen artikuliert.\nDie konsequente Umstrukturierung des Vorbilds von Blondel durch einen der veränderten Funktion angemessenen klassischen Formenkanon und die differenzierte zeichnerische Ausführung lassen vermuten, daß dieses Blatt ebenso wie andere Zeichnungen Johann Henrich Wolffs nach Blondel (GS 15209, GS 15206) in den späten Lebensjahren um 1795 entstanden ist.
Autor UH