Vorschau |
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Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
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Signaturen |
GS 15212 |
Gegenstand |
Paris, St. Sulpice, Entwurf für die Kanzel nach De Wailly, Grund- und Aufriß |
Künstler |
Wolff, Henrich Abraham (Zeichner) |
Kommentar |
Das Blatt erweist sich als Nachzeichnung eines Entwurfs von Charles De Wailly für den "Chaire de St. Sulpice" in Paris, die im Nachlaß des Architekten Theodor Brongniart aufbewahrt wurde (vgl. Rabreau/Gallet 1971, Anm. 14, Abb. 6B). Zu diesem ungefähr 1781 zu datierenden Entwurf De Waillys gehörte noch ein weiteres Blatt mit zwei Querschnitten (Rabreau/Gallet 1971, Fig. 6A). Diese waren Teil einer Entwurfsserie De Waillys für die Predigtkanzel in St. Sulpice, die nach längeren Vorüberlegungen 1788 mit Mitteln des Duc d'Aiguillon in der Kirche aufgestellt wurde. Kennzeichnend war die besondere Position der Kanzel im Zentrum einer freitragenden Treppenanlage, eingespannt zwischen zwei Kirchenpfeilern. Der endgültige, tatsächlich umgesetzte Entwurf, der im Salon von 1789 vorgestellt wurde (Rabreau/Gallet 1971, Abb. 10), beinhaltete eine vom römischen Barock inspirierte Kanzelanlage mit aufwendigem Baldachin. Demgegenüber ist der frühe Entwurf in seinem Verzicht auf den Baldachin und auf freiplastische Figuren schlichter und funktioneller.\nWie im Vorbild kombiniert der Aufriß in der Nachzeichnung hälftig Vorder- und Rückansicht, wobei der Schnitt in der Mitte der Kanzel vorgenommen wird. Henrich Abraham Wolff hält sich genau an die Vorlage, kleine Abweichungen entstehen allein durch die wenig differenzierte Behandlung des Schattenwurfs. Schwierigkeiten bereitete ihm zudem die Nachzeichnung der Figurenreliefs auf der Vorderseite: Johannes der Evangelist am Treppenpodest und Tugenddarstellungen am halbrunden Kanzelkorb. \nDie Bekanntschaft des Steinmetzlehrlings Henrich Abraham Wolff mit dem französischen Architekten Charles De Wailly begann in seinen Pariser Studienjahren 1781-85, als er gemeinsam mit Heinrich Christoph Jussow bei ihm studierte. 1783 befürwortete dieser - gemeinsam mit Wolffs Lehrer in der Steinmetzkunst Letrosne - in einer Empfehlung an den Landgrafen die Verlängerung seines Reisestipendiums (StAM Best. 16, 6282 Bl. 24-27). Man kann deshalb davon ausgehen, daß der junge Henrich Abraham Wolff die Zeichnung De Waillys, die später für längere Zeit im Nachlaß von Brongniart verschwand und erst 1971 in einer Privatsammlung in Paris wiederentdeckt wurde (vgl. Rabreau/Gallet 1971), in dessen Unterricht in Paris studieren und abzeichnen konnte. |
Autor |
UH |