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GS 15300

Kassel, Staatliche Museen, Graphische Sammlung - Zope-Id: 9163

Vorschau
Vorschaubild
Originalscan
Ort Kassel
Institution Graphische Sammlung
Teilbestand
Signaturen GS 15300
Gegenstand Kassel, Kopie von Grandjean de Montignys Entwurf zu einem Residenzschloß für König Jérôme, Lageplan
Künstler Wolff, Johann Heinrich (Zeichner)
recto recto Zeichnung Zeichnung
Beschriftung Beschriftung
verso verso
Stempel
Wasserzeichen -
Papierqualitaet Transparentpapier
Papierfarbe
Größe 330 x 525 mm
Zustand
Montierung
Datierung 1812 (um)
Bauwerk
Bauwerk-Links
Schriftquellen
Zeichnungen
Stiche
Fotos
CAD
Literatur
Kommentar Der Plan ist eine Nachzeichnung eines Entwurfs von Grandjean de Montigny für eine königliche Residenz auf dem Weinberg bei Kassel. Die Vorlage, die sich heute in Rio de Janeiro befindet (Museu Nacional de Belas Artes, Rio de Janeiro, Nr. 3706; vgl. Katalog Rio de Janeiro 1979, S. 209, Nr. 65; Katalog Boulogne-Billancourt 1988, Abb. 19; Fenner 1991, S. 137f., Abb. 209), wird bis in alle Einzelheiten getreu wiedergegeben, allerdings in seitenverkehrter Darstellung. Lediglich die Charakterisierung der Bepflanzung des Landschaftsgartens durch Bäume und Büsche bleibt auf einige Partien begrenzt oder ist nicht vollendet. Wegen des kleineren Blattformats der auf ein Transparentpapier erstellten Nachzeichnung fehlen zudem vor allem im unteren Bereich Teile der Darstellung (das Blattformat der Zeichnung Grandjean de Montignys beträgt 67,6 x 53,1 cm; Katalog Boulogne-Billancourt 1988, S. 38).\nDer Plan sieht vor, das Schloß auf der Anhöhe des Weinbergs zu plazieren, wo er "die ganze Gegend nach dem Süden beherrschen sollte" (Garküche 1814, S. 32f.). Zwischen der Residenz und dem tiefergelegenen Eingangsbereich erstreckt sich innerhalb einer durch die Grundstücksgrenzen bestimmten unregelmäßigen Umfassungsmauer ein landschaftlich gestalteter Garten mit geschwungen geführten Wegen und drei Kleinarchitekturen. Das Gelände wird vom Wilhelmshöher Torplatz aus erschlossen, der rund dargestellt ist und somit die von Jussow konzipierte und auch teilweise bereits realisierte größere sechseckige Form und Bebauung ignoriert. Nach dem Eingangsbereich, der von zwei halbkreisförmigen Bauten gefaßt wird (Katalog Boulogne-Billancourt 1988, S. 33 interpretiert sie als Kolonnaden), von denen einer zur Unterbringung von Pferden bestimmmt und deshalb mit einer rechteckigen Reitbahn verbunden ist, folgt ein höhergelegener tempelförmiger Bau. Seine Viersäulenfront dient als point de vue der Königsstraße. An dem kleinen Gebäude vorbei führt der breite Hauptweg zu dem kreisrunden Vorplatz der Residenz. Die Dreiflügelanlage mit einem hinter dem Eingangsbereich gelegenen kleinen Binnenhof besitzt weder in ihren Dimensionen noch im Raumprogramm den Charakter einer neuen Königsresidenz, die das 1811 abgebrannte alte Landgrafenschloß an der Fulda hätte ersetzen können (so auch Katalog Boulogne-Billancourt 1988, S. 33f.). Das Projekt hat eher die Dimensionen eines größeren ländlichen Wohnsitzes oder einer Villa, wie sie etwa Klenze für König Jérôme in Schönfeld plante (Buttlar 1986, S. 193f., Abb. 17-19; Katalog München 2000, S. 228-230, Nr. 26.1 u. 26.2). Demnach ist der vorliegende Entwurf, von dem noch eine zweite stellenweise veränderte Variante von der Hand Grandjean de Montignys existiert (Katalog Boulogne-Billancourt 1988, Abb. 20), nicht als Idee zu einem neuen Residenzschloß, sondern zu einer kleineren Nebenresidenz anzusprechen. Das zeigen auch die deutlich größer konzipierten Vorhaben für diesen Standort, die sowohl von Grandjean de Montigny wie von Klenze angefertigt wurden oder die in zeitgenössischen Stadterweiterungsplänen erscheinen (vgl. auch GS 15301; Buttlar 1986, S. 199-201, Abb. 24 und 25; Katalog München 2000, S. 230f., Nr. 27.1, 27.2a u. b).\nDie Nachzeichnung dürfte entstanden sein, als Johann Heinrich Wolff in engem Kontakt mit dem Hofarchitekten Grandjean de Montigny sowie zwei für diesen arbeitenden jüngeren Architekten stand und sich im Kopieren, vor allem nach Percier, übte (Wolff 1899, S. 246, 262f.).
Autor GF