Blatt

GS 15301

Kassel, Staatliche Museen, Graphische Sammlung - Zope-Id: 9164

Vorschau
Vorschaubild
Originalscan
Ort Kassel
Institution Graphische Sammlung
Teilbestand
Signaturen GS 15301
Gegenstand Kassel, Kopie eines Entwurfs zu einem Residenzschloß, Grundriß
Künstler Wolff, Johann Heinrich (Zeichner)
recto recto Zeichnung Zeichnung
Beschriftung Beschriftung  /  Beschriftung
verso verso
Stempel
Wasserzeichen -
Papierqualitaet Transparentpapier
Papierfarbe
Größe 325 x 524 mm
Zustand
Montierung
Datierung 1812 (um)
Bauwerk
Bauwerk-Links
Schriftquellen
Zeichnungen
Stiche
Fotos
CAD
Literatur
Kommentar Die auf Transparentpapier ausgeführte Schemazeichnung zeigt das Projekt für ein Schloß, das aufgrund der Bezeichnung "Entré du Coté de Wilhelmshöhe" am Tor des vorgelagerten Platzes den Entwürfen für ein neues Residenzschloß König Jérômes in Kassel zugeordnet werden kann. Wie GS 15300 und vielleicht auch GS 15302 hat es Johann Heinrich Wolff wahrscheinlich unmittelbar nach dem Original nachgezeichnet und dabei das Raumprogramm durch Beschriftungen kenntlich gemacht. Dem Blatt kommt als Beleg für den Umfang und den Anspruch der bisher nur wenig bekannten Planungen zu dem nie realisierten Bauvorhaben am Stadtrand eine besondere Bedeutung zu. Wegen der von Wolff selbst erwähnten guten Beziehungen zum ersten Hofarchitekten Grandjean de Montigny ist dieser als Urheber der Vorlage anzusehen. Damit wird dessen Anteil an dem Projekt, von dem bislang vor allem Klenzes Mitwirkung gewürdigt wurde (Buttlar 1986, S. 193f.; Buttlar 1999, S. 62-64; Katalog München 2000, S. 230f.) über die beiden bisher bekannten Entwürfe (Katalog Rio de Janeiro 1979, S. 208, Nr. 64 u. S. 209, Nr. 65; Katalog Boulogne-Billancourt 1988, S. 33f., Nr. 19, 20, 21; vgl. GS 15300 u. GS 15302) deutlicher faßbar.\nDer Plan weist in seiner Gesamtdisposition Verwandtschaft zu Perciers und Fontaines Schloßprojekt von Chaillot für den Roi de Rome auf (Hautecoeur 1943-1957, Bd. 5, Abb. 111), ist aber deutlich kleiner dimensioniert. Hier wie dort besetzt das Schloß mit seiner Längsfront eine Seite des als "Cirque" ausgebildeten und mit zwei Brunnen ausgestatteten Vorplatzes. Zwei Tore an den halbkreisförmigen Schmalseiten und ein breiter Durchlaß zwischen zwei begrenzenden Gebäuden, deren Größe auf die beiden Schloßflügel bezogen ist, erschließen den Platz. Die Hofseite des längsrechteckigen Baukörpers des Palais ist durch zwei Flügel verlängert, in denen die Kapelle und das Theater untergebracht sind. Diese an Grandjeans Entwurf für das alte Stadtschloß (GS 12982) wie auch den Grundriß GS 15302 erinnernde Lösung unterscheidet sich von dem Projekt für Chaillot, wo diese Einrichtungen seitlich der Binnenhöfe angeordnet sind. Für Kassel ergibt sich daraus eine durchgehende Front von 41 Achsen, deren monumental vorzustellende Wirkung durch die drei Zugänge lediglich abgemildert wird.\nAuch die Grundrißdisposition der beiden Projekte zeigt Parallelen, besonders in der Abfolge von drei Haupträumen im Mitteltrakt. Grandjean legt den sehr groß konzipierten überkuppelten Audienz- und Ballsaal direkt hinter den gewölbten Zugang. Durch einen folgenden weiteren Gewölberaum erreicht man den mit einer Apsis abgeschlossenen Thronsaal mit Kuppel im Zentrum des Schlosses. An der Gartenseite schließt bemerkenswerterweise das große Paradeschlafzimmer die Folge der drei Hauptrepräsentationsräume ab. Seitlich des letzteren befinden sich die Wohn- und Arbeitsräume des Königs. In einem Seitenflügel ergänzt der von zwei überkuppelten Emporen ("tribunes") flankierte große Speisesaal das Raumprogramm.\nDer Entwurf, der in seiner Größenordnung denjenigen Klenzes entspricht, erhellt den Repräsentationsanspruch, der mit dem Neubau der Residenz nach dem Brand des alten Kasseler Schlosses verknüpft war.
Autor GF