Vorschau |
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Ort |
Kassel |
Institution |
Graphische Sammlung |
Teilbestand |
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Signaturen |
GS 15344 |
Gegenstand |
Antikisierende Deckenverzierung nach Ponce |
Künstler |
Wolff, Johann Conrad (Zeichner) |
Kommentar |
In der oberen Blatthälfte befindet sich eine aus den "Arabesques antiques des Bains de Livie, et de la Ville Adrienne, avec les Plafonds de la ville-Madame, peints d'après Raphael" von Nicolas Ponce (Ponce 1789, Taf. 2) stammende Rekonstruktion der Stuckdecke im Apodyterium der großen Thermen in der Villa Hadriana. Die bei Tivoli gelegene Anlage übertraf hinsichtlich ihrer architektonischen Bedeutung alle im 18. Jahrhundert bekannten Kaiserpaläste. Die Ruinen waren zwar seit der Renaissance bekannt, aber erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts bekamen die architektonischen Überreste eine zunehmende Bedeutung. Verschiedene Publikationen machten das Gebäude weiten Kreisen bekannt (u. a. Werke von Pirro Ligorio und F. Contini, J. R. Vulpi, E. Eschinardi, A. Furietti). Die teilweise erhaltene geometrisch geformte Gewölbeverzierung im Apodyterium wurde 1778 von Piranesi in seinem Werk "Vasi, candelabri, cippi [...]" (Piranesi 1778, Bd. 1, Taf. 22) veröffentlicht. Ponce vereinfachte die Darstellungen und ließ Teile wegfallen. Er übernahm die Darstellungen im Zentrum und den Ecken, die sich aufbäumende Satyrn und Viktorienpaare zeigt. Für die kämpfenden Tiere in den oktogonalen Feldern wiederholte er das Motiv eines Greifenpaars. Joyce vermutet, daß es sich hier um die Arabesken handeln könnte, von denen Ponce berichtet, sie seien vor langer Zeit im Vatikan entdeckt worden. Ähnlich stuckierte Rautenbänder mit kleinen Köpfen und Rosetten finden sich am Gewölbe der "stufetta" von Kardinal Bibbiena im Vatikanpalast und ebenso im Bad von Clemens VII. in Castel Sant'Angelo (Joyce 1989, S. 188).\nDie ausschnitthafte Darstellung in der unteren Blatthälfte ist Teil einer Gewölbeverzierung mit einem zentralen Kreismotiv, das vier kreisgerahmte Oktogone mit den Personifikationen der Jahreszeiten füllt. Darum ist an jeder Seite eine aufgesockelte Figur unter einer baldachinartigen Konstruktion plaziert. Dazwischen sind winkelförmige Felder angordnet, in denen sich phantasievolle Grotesken befinden, die von einer Bandrahmung mit Ranken und Grotesken umschlossen werden (Joyce 1989, S. 190). Nur diese Gewölbeverzierung, die seitenverkehrt als zehnter Kupferstich in Ponces Arabeskenwerk erscheint, hat der Autor Nicolas Ponce mit einem Herkunftsnachweis (Palaestra) versehen. Joyce konnte eine Zeichnung im Cooper-Hewitt, National Design Museum, New York (Joyce 1989, Abb. 15), ermitteln, die eine Verbindung zu der Ponce-Darstellung aufweist. Obwohl die Zeichnung seitenverkehrt ist und in einigen Punkten von der publizierten Darstellung abweicht, läßt die Zeichentechnik jedoch vermuten, daß hier ein Entstehungszusammenhang besteht (Joyce 1989, S. 192f.). |
Autor |
MH |