Datenmodell und Struktur
Das Datenmodell von Lineamenta
Der objektorientierte Ansatz ermöglicht die Erfassung der Daten in hierarchisch strukturierten Objekten, welche die Gegebenheiten der historischen Realität abbilden: Länder beinhalten beispielsweise Provinzen, diese wiederum Orte, in denen Bauwerke oder Institutionen lokalisiert sind; auf Blättern finden sich mehrere Zeichnungen, Signaturen, Maßstabskalen usw. Durch die „Vererbung“ von Eigenschaften an untergeordnete Objekte werden Informationen, die zu einem Objekt erfasst wurden, von allen Objekten übernommen, die darin enthalten sind.
Diese hierarchisch strukturierten Datenbank-Einträge werden in einer Baumstruktur angezeigt. Sie ähnelt der Ablage von Dateien auf Computern und ist den meisten Nutzern vertraut. So entsteht ein realitätsnaher, intuitiver Zugang zu den Informationen. Dabei hat sich die Organisation anhand der topographischen Lokalisierung als besonders praktikabel erwiesen. Andere, nicht ortsgebundene oder mehrfach auftretende Objekte (wie etwa Personendokumente oder bibliographische Angaben) können auf vergleichbare Weise erschlossen werden. Jedes Objekt ist über einen individuellen URL ansprechbar und wird mit einem eindeutigen Identifikationscode (ID) markiert, der auch erhalten bleibt, wenn die Internetadresse sich ändern sollte. So ist der Zugang zu einem Objekt innerhalb des Systems und von außen dauerhaft gewährleistet.
Das Datenmodell der Objektklassen beschränkt sich auf solche Informationen, die von Interpretationen oder Forschungsmeinungen unabhängig sind. Zusätzlich wird es die Möglichkeit gegeben, fragliche, mehrfach vorhandene, divergierende Angaben (etwa zum Geburtsdatum einer Person) oder private Forschungsmeinungen als solche zu kennzeichnen und in beliebiger Anzahl zu erfassen. Dazu wird stets ein Quellenverweis, die Zeitangabe und der Name des Urhebers mit aufgenommen.
Die eigentliche wissenschaftliche Information zu den Datenbankobjekten wird in sogenannten qualifizierten Links abgelegt. Wenn der Bearbeiter etwa eine Person mit einer Zeichnung verknüpft, kann er dabei die Art der Verbindung (Zeichner, Entwerfer, späterer Besitzer, Auftraggeber usw.) charakterisieren. Dadurch ist es möglich, die verschiedenen „Rollen”, die etwa der Künstler Gianlorenzo Bernini in Bezug auf eine eigenhändige Zeichnung einnimmt, darzustellen und separat abzufragen. Diese Verknüpfungen, die ebenfalls Objekte in der Datenbank sind, können ihrerseits ergänzt werden durch Angaben zur Quelle (die wiederum in Form eines Links auf ein Archivdokument erfolgen kann) und zum Autor (der Eingabe, der Quelle oder des Forschungsergebnisses). Da die Anzahl der Links zwischen Objekten unbegrenzt ist, kann auf diese Art und Weise im Zuge der fortschreitenden Entwicklung des Projekts nicht nur die aktuelle Forschung, sondern auch die Forschungsgeschichte abgebildet werden – eine Funktionalität, die für eine echte Forschungsdatenbank unverzichtbar ist.
Darüber hinaus werden zu jedem neuen Datenbank-Objekt, das ein
Benutzer mit Autorenrechten erstellt, das Entstehungsdatum und die
Urheberschaft festgehalten. So entwickelt sich – die wissenschaftliche
Kooperation der (dazu berechtigten) Benutzer vorausgesetzt – ein
selbstdokumentierendes Forschungsforum, das jederzeit über das Internet
konsultierbar ist. Auch umfangreichere Informationen wie
wissenschaftliche Aufsätze können hier aufgenommen bzw. zur
Online-Publikation vorbereitet werden, etwa indem man sie vorab einem
Kreis wissenschaftlicher „peers” zur Begutachtung und Diskussion zur
Verfügung stellt und anschließend in das allgemein zugängliche
Datenbanksystem eingliedert.
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